Anna und Armand
Anna und Armand trafen sich im von deutschen Truppen besetzten Frankreich. Als Juden flohen sie in die Schweiz, wo beide überlebten. Für die Enkelin Miranda, die bei Mutter und Großmutter in den USA aufwächst, war der Großvater nie existent. Auch nach dem Auftauchen erster Spuren verweigert die Großmutter genauere Informationen, schickt aber Miranda in ein Internat nach Genf, wo sie ihren Großvater kennen und schätzen lernt. Auch der Großvater verweigert Auskünfte und bedenkt seine Frau allenfalls mit Beschimpfungen. So begibt sich Miranda auf Spurensuche in Archiven und stößt auf eine Liebesgeschichte, die von den Schrecken des Holocaust zerstört wurde. Anna arbeitete als Krankenschwester, bekam Armands Kind und wurde durch die Wirren von Flucht und Internierungslagern in der Schweiz von ihrem Mann getrennt. Armand durchlief eine Odyssee in anderen Lagern und arbeitete nach dem Krieg als Dolmetscher bei den Nürnberger Prozessen. Dort traf ihn die Wucht der Aussagen über das ganze Ausmaß des Holocaust, der auch seine Familie auslöschte. Nur sein Abkapseln von jeglicher Erinnerung, zu der auch seine Frau gehörte, ermöglichte ihm ein Weiterleben. Und so nähert sich Miranda Schicht um Schicht dem Vergessenen, bis sie das ganze Ausmaß der Zerstörung erkennt, die der Krieg in den Seelen hinterließ. Ein empfehlenswerter biografischer Roman - großartig gelesen, der einen sehr persönlichen Blick auf die Zeit der NS-Diktatur zeigt und große Politik mit individuellen Schicksalen verbindet.
Lotte Schüler
rezensiert für den Borromäusverein.
Anna und Armand
Miranda Richmond Mouillot. Gelesen von Anna Thalbach
Random House Audio (2016)
6 CD (ca. 427 Min.)
CD