Der Lärm der Zeit

Er hat es ganz nach oben geschafft, wurde hofiert und verehrt und fiel dann ganz tief, um später "reaktiviert" zu werden: Dimitrij Schostakowitsch. Julian Barnes erzählt in seiner Roman-Biografie verschiedene Etappen im Leben des russischen Komponisten. Der Lärm der Zeit Sein Schicksal ist stets eng mit der Geschichte seines Landes verbunden, ob zu Zeiten von Lenin, Stalin oder später Chruschtschow. Und es ist die Geschichte eines Mannes, der zwischen der Freiheit seiner Kunst und den Rahmenbedingungen abwägen muss und dabei manches Mal eher opportun als mutig agiert. Als 1936 Stalin die Aufführung von Schostakowitschs Oper "Lady Macbeth von Mzensk" verlässt, sieht sich der Komponist in höchster Not und befürchtet die Deportation in ein Lager. Nach dem Krieg wird er allerdings "rehabilitiert" und als kulturelles Aushängeschild der UdSSR gerne auch im Westen herumgereicht. Und neben der Angst vor politischer Verfolgung und wirtschaftlichen Nöten peinigen den Komponisten über Jahrzehnte verschiedene Krankheiten. Die ungekürzte (und ganz hervorragende) Lesung von Frank Arnold bietet sechs Stunden Hörvergnügen, wobei Kenntnisse der russischen Geschichte des 20. Jh. sicher von Vorteil sind. Offen bleibt letztlich, was authentisch biografisch ist und an welchen Stellen Barnes fiktional erzählt. Für literarisch interessierte HörerInnen.

Felix Stenert

Felix Stenert

rezensiert für den Borromäusverein.

Der Lärm der Zeit

Der Lärm der Zeit

Julian Barnes. Frank Arnold liest
Argon (2017)

Argon edition
5 CD (ca. 368 Min.)
CD

MedienNr.: 589052
ISBN 978-3-8398-1531-1
9783839815311
ca. 19,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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