Das Mädchen und der Träumer

Ein 12-jähriges Mädchen verschwindet morgens auf dem Schulweg. Ist sie ums Leben gekommen oder wird sie irgendwo gefangen gehalten, missbraucht vielleicht? Wie häufig, erzählt Maraini die Geschichte aus der Perspektive eines Menschen aus der näheren Das Mädchen und der Träumer Umgebung des Opfers, der sich aufgrund der Nähe besonders berühren lässt von diesem Fall und der mit kriminalistischem Interesse, aber vor allem auch aus emotionaler und menschlicher Betroffenheit heraus berichtet. In diesem Fall ist es der Lehrer Nani Sapienza, der versucht, Licht in den Fall zu bringen. Sein eigenes Leben ist aus der Bahn geraten durch den Tod seiner Tochter, die an Leukämie starb, seine Ehe ging danach in die Brüche. Während die Polizei das Mädchen verloren gibt, stößt er auf die Mutter eines Mädchens, das von ihrem Vater ins Ausland entführt wurde und in Kambodscha schließlich verschwunden ist. Beide Geschichten werden nun parallel weitererzählt. - Die inzwischen 80-jährige Schriftstellerin, eine der bekanntesten literarischen Stimmen Italiens, legt ihre ganze Sorge und Empathie für leidende Kinder und einsame Erwachsene in dieses Buch. Und sie setzt der Literatur und dem Erzählen selbst ein Denkmal, etwa wenn sie schildert, wie der melancholische Anti-Held Nani es schafft, seine Schüler mit Geschichten und Mythen so zu begeistern, dass sie sogar ihre Smartphones weglegen. Der Roman erreicht allerdings nicht ganz die Überzeugungskraft früherer Bücher. Das kann man Dacia Maraini aber verzeihen und sollte nachsehen, ob sich ihre früheren Bücher im Bestand finden. (Übers.: Ingrid Ickler)

Angelika Rockenbach

Angelika Rockenbach

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Das Mädchen und der Träumer

Das Mädchen und der Träumer

Dacia Maraini
FOLIO Verl. (2017)

340 S.
fest geb.

MedienNr.: 851494
ISBN 978-3-85256-715-0
9783852567150
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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