Kirche neu erzählt
Das Buch des in Rom tätigen Journalisten verbindet theologische Sachkompetenz mit einem Blick für das Wesentliche und die Herausforderungen unserer Zeit. Das Themenfeld ist sehr weit gesteckt: Es reicht von der Dreifaltigkeitslehre über die heute oft bezweifelten Grundlehren der Christologie wie Gottessohnschaft, Jungfrauengeburt oder leibliche Auferstehung bis hin zu den vermeintlichen Widersprüchen doktrinärer oder geschichtlicher Art, die die Kirche selbst hervorruft. In diesem umfassendsten Abschnitt werden Fragen nach der kirchlichen Hierarchie, nach der Autorität und Glaubwürdigkeit der Evangelien ebenso abgehandelt wie die Rolle Mariens, die Sakramente, die Ökumene, die Provokationen der kirchlichen Sexualmoral oder die "dunklen Kapitel der Kirchengeschichte", zu denen etwa der Fall Galilei oder die Kreuzzüge gehören. Und natürlich kommen auch Frauenpriestertum und Zölibat nicht zu kurz. Horst schreibt nicht einfach gegen die Kirchenkritiker an, betreibt keinen theologischen Revisionismus, sondern nimmt Kritik an, wo sie berechtigt erscheint; aber er führt sie immer auch hinein in eine umfassendere Sichtweise und befreit sie so von den Zwängen eines blinden Kritizismus.
Richard Niedermeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Kirche neu erzählt
Guido Horst
fe (2017)
278 S.
fest geb.