Mein letztes Jahr der Unschuld
Gleich zu Beginn steht das Thema fest: Isabel Rosen, College-Studentin im letzten Jahr, geht nach dem Bibliotheksbesuch mit ihrem Kommilitonen Zev bei bitterkaltem Wetter auf sein Zimmer: „Er hatte mich eingeladen, und ich hatte nicht Nein gesagt“. Sie haben Sex; Isabels Freundin spricht später von Vergewaltigung. Isabel ist unsicher, es dauert lange, bis sie sich über das Ereignis klar wird. Die Komplexität von „Einwilligung“ wird am Beispiel der Gedanken und Gefühle Isabels exzellent deutlich gemacht. Sie fühlt sich schlecht, traut sich nichts zu, bis sie den Vertretungsdozenten Connelly im Kurs „Kreatives Schreiben“ trifft, der sie lobt, ermutigt – und schließlich verführt. Die Geschichte spielt in den 1990er-Jahren; Isabel denkt nicht nur über ihre Situation und ihr Verhalten nach, sondern vergleicht es mit dem zeitgleichen Skandal um Präsident Clinton und die Praktikantin Monica Lewinsky. Beide junge Frauen suchen männliche Anerkennung und Bestätigung und merken zu spät, dass sie manipuliert wurden. Doch Isabel bereut ihre Erfahrung nicht, sie reift an ihren Erlebnissen und kommt im Erwachsenensein an. Ein sehr gelungener Beitrag zum Thema Manipulation und Vergewaltigung.
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Mein letztes Jahr der Unschuld
Daisy Alpert Florin ; aus dem amerikanischen Englisch von pociao und [einem weiteren]
Eisele (2024)
336 Seiten
fest geb.