Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte
Der Titel von Salman Rushdies Buch bildet den Schlüssel für dessen Lektüre. Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte ergeben tausendundeine Nacht. Ein Schelm, wer da an Scheherazade denkt. Und tatsächlich, es ist ein souveräner Erzähler in dieser märchenhaft anhebenden Geschichte am Anfang des 21. Jahrhunderts, der sich noch wundern kann über das, was er erlebt hat. Ein Sturm ist über New York gefegt und hat ein Loch im Universum geöffnet, durch das die Dschinn in die Welt treten, rauchlose Wesen aus Feuer, die ihre Gestalt wandeln können. Eine dieser Dschinn ist Dunia, die sich vor Jahrhunderten in den Philosophen Ibn Ruschd verliebt hat. Sie kämpft an der Seite der Menschen, die von den charakterlosen Dschinn geplagt werden, und löst sich am Ende auf, als sie den Spalt zu der anderen Welt schließt. Rushdies Roman steckt voller Einfälle, Abenteuer und Angriffe gegen die "Inkohärenz der Philosophen". Kein "Mythenschabernack" (FAZ), sondern ein sehr lesenswerter Ausflug in die orientalische Erzählkunst, mit starken Gegenwartsbezügen. Für alle Bestände. (Übers.: Sigrid Ruschmeier)
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.
Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte
Salman Rushdie
Bertelsmann (2015)
379 S. : Ill.
fest geb.