Teamleitung in der Bücherei

Eine Einführung zu den beiden Texten, die meinen und unseren Wandlungsprozess darstellen.

Vor nunmehr 13 Jahren übernahm ich die Leitung der ÖÖB in Todtmoos im Südschwarzwald mit 2 Mitarbeiterinnen. Im Laufe der Jahre entwickelte sich daraus eine wesentlich größere ökumenische öffentliche Bücherei mit einem Team von mittlerweile 12 Frauen und 2 Jugendlichen. Entsprechend vielfältiger wurden die Tätigkeiten und auch die Möglichkeiten. Allerdings lagen nach wie vor alle Aufgaben, die über die Ausleihe hinausgingen, und vieles an Hintergrundwissen ganz selbstverständlich bei mir als Leiterin. So blieb es nicht aus, dass ich zunehmend den Notwendigkeiten und meinen Ideen hinterherhinkte, musste mir dauernd Mithilfe erfragen und kam mit der Umsetzung kaum nach. Mit steigendem Frust und schwindender Motivation wurde mir immer dringlicher klar: So kann es nicht weitergehen.

Die beiden Texte sind das Ergebnis eines längeren Prozesses, der aus dieser Not heraus entstanden ist. Ich war wirklich zeitweise an dem Punkt angelangt, wo ich keine Lust mehr hatte und mich mit meiner Arbeit viel zu wenig gesehen fühlte. Sehr erleichternd, um überhaupt erst mal die gesamte Situation in Frage zu stellen, war eine Aussage unseres damaligen Fachstellenleiters, die sich mir sehr eingeprägt hatte: Wenn ich eines Tages amtsmüde werden sollte, ist es nicht meine Aufgabe, einen Nachfolger zu suchen, so wie der Fährmann im Märchen. Dafür ist der Träger der Bücherei zuständig. Am liebsten hätte ich damals alles hingeschmissen, merkte dann aber doch, wie sehr ich mit der Bücherei mittlerweile verwachsen und verbunden war und wie viel mir diese Arbeit bedeutete. Das gab mir den Mut, nach anderen Lösungen zu suchen.

 

Aufmerksam machen und darüber sprechen


Langsam dämmerte mir dann, dass meine Überlastung vom Team nur gesehen werden kann, wenn ich sie auch darstelle, und auf meine Not, aber auch auf meine Wünsche und Träume aufmerksam mache. Wenn darauf keine oder viel zu wenig © Mikael Damkier Fotolia.com Resonanz aus dem Team gekommen wäre, hätte ich vermutlich die Leitung niedergelegt. Diesen letzten Ausweg behielt ich aber vorerst für mich, um ihn nicht als Druckmittel einzusetzen. Denn ich wollte auf keinen Fall sagen: „Ihr müsst“ und damit den schwarzen Peter weitergeben, sondern deutlich machen: „Ich kann so nicht mehr“, ohne allerdings die geringste Vorstellung zu haben, war dabei herauskommen würde.
Diese Auseinandersetzung ist natürlich zusätzliche Arbeit, für die ich bewusst den normalen Büchereialltag zurückgestellt habe. Allein schon diesem Thema Aufmerksamkeit zu widmen und es in den Vordergrund zu stellen, war sehr wohltuend und erleichternd, da mit den ersten Erkenntnissen auch die Hoffnung auf einen gangbaren Weg wuchs und mich ermutigte, weiterzugehen. Daraus haben sich beide Texte parallel zu einem inneren Prozess entwickelt und langsam Form angenommen.

In der Folge hieß das aber auch vor allem eines: Loslassen! Von der Vorstellung, dass ich für alles verantwortlich bin. Oder dass ich ehrenamtlichen Mitarbeitern nichts zumuten darf. Dass ich
Aufgaben, die ich bisher übernommen habe, auch automatisch weiterhin tun muss. Und ich musste lernen, anderen dabei zuzuschauen, wie sie ihre eigenen Fehler machten und daraus genauso Erfahrungen sammelten wie ich.


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Einführung 16.10.2013