Ausflug zum Mond!
Ein Bericht aus der Bücherei St. Johannes Baptist in Beverungen
Zeitgleich zum 50. Jubiläum der ersten bemannten Mondlandung der Apollo 11 wurden auch in Beverungen Vorbereitungen getroffen, um neue Astronauten auf den Weg ins All zu schicken. So wurden Astronautenanzüge kreiert und mit einem Quiz das Wissen über unseren Weltraum vertieft. Lesen Sie selbst.
Leseförderung ist in den letzten Jahren mehr denn je zu einem zentralen Anliegen von Büchereien geworden.
So ist auch unser Angebot stetig gewachsen: von anfänglich regelmäßig stattfindenden Lesespaß-Aktionen für Kinder im Kita-Alter und Büchereiführungen über "bibfit"-Aktionen für Kindergärten und die 1. und 2. Grundschulklassen, Kennzeichnung aller bei ANTOLIN registrierten Bücher unseres Bestandes mit gesonderten Rückenschildern, Teilnahme an der Aktion "Lesestart" bis hin zum "Beverunger Lesetaler".
Schon lange hatten wir mit dem Leseförderprojekt "Wir sind LeseHelden" geliebäugelt. Mit großem Interesse haben wir die Berichterstattung darüber in der "BiblioTheke" verfolgt - von der ursprünglichen Ausgestaltung bis zur derzeitigen Form. Jetzt hatten wir es auf unsere Agenda 2019 genommen, d.h. zunächst galt es, die erste, obligatorische "Hürde" zu nehmen: der Besuch einer Schulung. Der zeitlich gesehen für uns nächstmögliche Austragungsort war Erfurt, von uns, die wir im hintersten Zipfel von Ostwestfalen gelegen sind, bedeutete das eine ca. vierstündige Anreise per Bahn. Im Nachhinein kann man aber sagen, dass es eine Tagestour war, die sich wirklich gelohnt hat, auch wenn man von Erfurt - außer einer Tasse Kaffee in der Mittagspause vis-a-vis des Domes - selbst nicht viel gesehen hat.
Von der Projektleitung wurden zu Beginn noch einmal die Basics erklärt, über die man sich vorab auch auf der Homepage des Borromäusvereins und in der "BiblioTheke" informieren kann. Anschließend folgten neue und umfangreiche Informationen und Tipps aus dem reichen Fundus an Erfahrungen mit den schon erfolgreich durchgeführten "Wir sind LeseHelden"- Aktionen. Diese ließen direkt erste Ideen für die Umsetzung dieses Projektes in unserer Bücherei reifen. So keimte relativ schnell der Gedanke auf: "Back to the roots". Unsere Zielgruppe sollten ausschließlich Jungen sein. Während der Zugfahrt zurück wurde weitergebrütet und auf der Grundlage der gemachten Notizen und der mitgegebenen Unterlagen nahm das Projekt immer mehr Form an: Die Premiere sollte in unseren Räumlichkeiten, die schon "kampferprobt" (s.o.) sind und etliche Kreativ-, Bastel- und Spielaktionen "überlebt" haben, in den ersten zwei Wochen der Sommerferien zum Thema "Ausflug zum Mond" stattfinden - zeitgleich zum 50. Jubiläum der ersten bemannten Mondlandung der Apollo 11.
Als Bündnispartner geriet sofort die örtliche Grundschule in unseren Fokus, insbesondere die ersten Klassen, von denen vermutlich einige am Ende ihres ersten Schuljahres schon lesemüde sind und sich von der Begeisterung wiederum anderer womöglich anstecken lassen. Außerdem werden die weiteren möglichen Zielgruppen von unserer Bücherei durch die o.g. Projekte bereits "bedient". Wieder vor Ort war der ausgeguckte Bündnispartner wie wir selbst gleich Feuer und Flamme. Der Vertrag, dessen Ausfüllen - der Schulung sei Dank - keine großen Schwierigkeiten mehr bereitete, wurde unterzeichnet. Im Rahmen der regelmäßig stattfindenden Teamsitzungen der Leitungen der 1. Klassen stellten wir das Projekt vor. Schließlich wurden passende Termine außerhalb der Öffnungszeiten unserer Bücherei "ausgeguckt" und alle Jungen der ersten Klassen erhielten ein Elternschreiben. Wie vermutet gab es mehr Anmeldungen, als die von uns zuvor festgelegte Teilnehmerzahl, so dass das Los entscheiden musste.
Parallel zu den formalen Obliegenheiten inklusive der "schönen Qual der Wahl" beim Aussuchen geeigneter Titel aus der breit aufgestellten Medienliste wurden mithilfe der dazugehörigen pädagogischen Arbeitshilfe, in welcher der Ablauf eines Projektes vorgestellt wurde, die ersten Ideen zum Gestalten der einzelnen Veranstaltungen gesammelt. Ein Muss war natürlich ein Astronautenanzug, das hieß: jede Menge Einweg-Overalls, die leider nur in Größen von Erwachsenen erhältlich waren, wurden beim Auftakt mit jeder Menge Panzerband den angehenden Astronauten "auf den Leib geschneidert". Danach konnte auf dem Kirchplatz direkt vor der Bücherei die erste Mondlandung in Angriff genommen werden. Natürlich durfte das Hissen der Fahne, das Roll-Up "Willkommen in der Bücherei", das zum Aktionsmaterial gehört, nicht fehlen. Die Suche nach einem männlichen "VorleseHelden" gestaltete sich jedoch schwieriger als gedacht. Dieser fand sich schließlich durch Zufall auf dem kurz zuvor stattfindenden Patronatsfest unserer Kirche: ein inzwischen Neuntklässler, der als kleiner Steppke selbst regelmäßiger Gast unserer Lesespaß-Aktionen war. Er erwies sich als wahrer Glücksgriff, genauso wie ein just erschienener Titel des Moritz-Verlages mit dem nicht zu vielversprechenden Titel "Ausflug zum Mond". Dieses textfreie Bilderbuch sollte bei der vorletzten Veranstaltung von den Kindern in zwei Gruppen durch Denk- bzw. Sprechblasen ergänzt und beim Lesefest nochmals mit allen Gästen zusammen "genossen" werden.
Die 4. Veranstaltung fand nach der Anreise mit dem Bus auf dem Gut „Haus Landegge“ statt. Herr Hiebing, Besitzer und Leiter des Ferienhofes, unser 4. VorleseHeld, las bei wunderschönem Wetter auf dem Rasen vor dem Herrenhaus die Geschichte „Der Mäuseritter“ vor.
Danach wurden die Kinder in Mannschaften für ein Ritterturnier eingeteilt, das Frau Berkenheger und ihr Team geplant hatten. Die Mädchen (die Burgfräuleins) bekamen je 1 Stirnband und die Jungen einen Ritterhut.
Das Ritterturnier bestand aus verschiedenen Aufgaben: Bogenschießen, Hufeisen werfen, „Drachentöten“ und Rittergolfen.
Bei der Siegerehrung bekamen alle Kinder einen Orden und sie wurden symbolisch zum Ritter geschlagen.
Nach der Rückfahrt wieder Bücher ausleihen/tauschen.
Resümee: Erwartungsgemäß hatten wir mit der Wahl des Themas genau "ins Schwarze getroffen", ablesbar u.a. daran, dass die doch recht zeitintensive Einkleideaktion ohne Murren vonstattenging. Wir hatten aber auch in weiser Voraussicht für eine parallel ablaufende Kreativ-Aktion gesorgt: In Anlehnung an ihre Vorgänger im All gestalteten die angehenden Weltraumfahrer verschiedene Buttons für "ihren" Anzug.
Auch beim Folgetermin streiften sie ihn immer noch trotz der hochsommerlichen Temperaturen gerne über, um zum Outdoor-Training vor der Bücherei anzutreten. Das Bilderbuch, das zur letzten Veranstaltung auf dem Programm stand, zog die Jungen erwartungsgemäß auch bei der wiederholten Betrachtung anlässlich des Lesefestes in seinen Bann. Es hatte sich gelohnt, statt teurer Farbkopien neben dem Exemplar für unsere Bücherei ein weiteres für die "Bearbeitung" in zwei Teams angeschafft zu haben. So konnte sich darüber hinaus ein Geschwisterpaar, das bei der Schätzfrage - als letzte eines Weltraum-Quiz - "die Nase vorn hatte" - darüber freuen. Ähnlich erging es uns, den Kommandeuren der zweiwöchigen Weltraummission. Denn die Begeisterung, mit der die jungen Astronauten durchweg an den Start gingen, und die große Beteiligung der Eltern beim Lesefest, machten die doch noch - trotz der im Aktionspaket enthaltenen Arbeitshilfe - umfangreichen Vorbereitungen mehr als wett, so dass dieses Projekt bestimmt bald in die nächste Runde gehen wird.