Der Jonas-Komplex

2015: Ein Wiener Schriftsteller betäubt sich tage- und nächtelang mit Kokain, Alkohol und Sex. Aufkeimende Panikanfälle erstickt er mit Beruhigungspillen. Dazwischen gibt es abstinente Phasen, z.B. während eines USA-Aufenthalts als Writer in Residence oder im Urlaub mit seinem Kind aus geschiedener Ehe. Dieser Ich-Erzähler zählt den berüchtigten Anwalt Werner Tomanek zu seinen Freunden und kennt alle Flugzeugabstürze. 1985: Ein 13-jähriger Junge, ein zweiter Ich-Erzähler, wächst in der Weststeiermark bei der ihn vernachlässigenden "Uriella" auf. Er ist oft alleine, liest viel und spielt Schach. Die dritte Geschichte mit den aus früheren Romanen Glavinics bekannten Figuren Jonas und Marie beginnt in Tokio. Marie will unbedingt mit Jonas allein und zu Fuß zum Südpol, während er, nicht richtig in der Gegenwart verhaftet, sich einstweilen von seinem Vertrauten Tanaka in der Welt verstecken lässt. - Die drei Handlungsstränge decken jeweils ein Jahr ab und ergeben ein Ganzes, ohne dass dies ausformuliert wird. Der intensive Roman stellt die Frage nach dem Sein und Werden seiner Protagonisten und ist trotz der leicht deprimierenden Grundstimmung oft amüsant zu lesen. Das Buch ist gespickt mit Elementen aus dem Leben des Autors. Dennoch betont dieser, dass es nicht seine Geschichte sei. Breite Empfehlung.