Mein Lieblingstier heißt Winter
Sabine Teufel ("Schimmelteufel") betreibt eine Reinigungsfirma (auch zur Tatortreinigung), Dr. Bitter hält ihren Gatten in selbst gewähltem Tiefschlaf, Florist Urbanek sorgt auf Bestellung für Lebend-Begräbnisse, Ingenieur Huber, der sich selbst in sein Haus einmauert, Ministerialrat Kerninger liebt nicht nur Nazi-Weihnachtsschmuck, sondern auch seine masochistische Beziehung zu Astrid, der Tochter von Dr. Schauer, der wiederum Selbstmord in der Gefriertruhe begehen möchte, aus der ihn Franz Schlicht, der Tiefkühlkostverkäufer holen und entsorgen soll - eine Reihe abstruser Gestalten und Episoden in Wien, die einen Ausschnitt der besseren schlechten Gesellschaft darstellen. Franz Schlicht, der Protagonist der Geschichte, selbst etwas schlicht im Gemüt, steckt dabei mitten im Geschehen und zwischen den teils kriminellen Figuren und weiß nicht, wie ihm geschieht, denn er soll den verschwundenen Dr. Schauer aufspüren. - Ferdinand Schmalz (Ingeborg-Bachmann-Preisträger 2017 mit einem Auszug aus dem Roman) schreibt einen sprachlich anspruchsvollen, komplexen Roman, voller Wiederholungen und Inversionen, nicht immer leicht zu lesen, doch eine einerseits makabre, andererseits komisch-tragikomische Betrachtung über Leben, Tod, die menschliche Seele und das Sterben. Vielleicht typisch für das morbide Wien. Als Beispiel aktueller österreichischer Literatur sehr empfohlen. (Nominiert für den Deutschen Buchpreis)
Wilfried Funke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Mein Lieblingstier heißt Winter
Ferdinand Schmalz
S. Fischer (2021)
189 Seiten
fest geb.