Erinnerungen an das Warschauer Ghetto. Das Ghetto kämpft

Marek Edelman (1919-2009), Widerstandskämpfer im Warschauer Ghetto und als Kommandant maßgeblich am Aufstand beteiligt, konnte am Ende der Kämpfe durch die Kanalisation entkommen, schloss sich der polnischen Untergrundarmee an, wurde nach Ende des Krieges Kardiologe und setzte sich bis zu seinem Tod für die Wahrung der Menschenrechte ein. Dieses Buch besteht aus zwei Erinnerungsberichten, die zwar beide im Warschauer Ghetto verortet, aber verschiedenen Zeiten zuzuordnen sind. Aufrüttelnd beschreibt Edelman in den "Erinnerungen an das Warschauer Ghetto" die Errichtung und den katastrophalen Alltag im Ghetto vom November 1940 bis zur "Großen Aktion" (22.7.-21.9.1942: Deportation und Ermordung von etwa 265.000 Juden), während er im 2. Teil "Das Ghetto kämpft" den größten bewaffneten jüdischen Widerstand in allen von den Nazis besetzten Gebieten Europas nachzeichnet (19.4.-16.5 1943). In den Erinnerungen, 1967/68 verfasst, aber erst 2009 von seinen Kindern im Nachlass entdeckt und 2017 erstmals veröffentlicht, berichtet er sehr persönlich von den alltäglichen Demütigungen, Drohungen, Misshandlungen, gerade auch in seiner gefährlichen Tätigkeit als Widerstandskämpfer, aber auch von den ihm Halt gebenden Freundschaften zu anderen jungen Leuten. Gut nachfühlbar erzählt er auch von der überall herrschenden Angst und Verzweiflung angesichts der Massendeportationen in die Vernichtungslager. Im "Das Ghetto kämpft" (1945 veröffentlicht) beschreibt Edelman sachlich und nüchtern die sich drastisch verschlechternde Lage im Ghetto, das auf Befehl Himmlers liquidiert werden sollte. Doch SS und Wehrmachtssoldaten trafen auf erbitterten Widerstand, 27 Tage kämpften die jungen Frauen und Männer gegen die deutsche Übermacht. Überlebende wurden teils deportiert, der Großteil sofort erschossen, das Ghetto dem Erdboden gleich gemacht - nur wenigen gelang die Flucht durch die Kanalisation. – Ein erschütterndes Zeugnis, sehr zu empfehlen!