Blütenschatten

"Nightshade" heißt dieser Roman im Original, und Nachtschattengewächse spielen eine große Rolle in der Geschichte von der Londoner Malerin Eve Laing. In einer Nacht durchwandert Eve ihre Stadt, beobachtet aus einem Versteck die erleuchteten Fenster des prachtvollen Hauses, das sie mit ihrem Ehemann geteilt hat und das dieser nun mit seiner neuen Lebensgefährtin bewohnt, und spaziert weiter zu dem Atelier, in dem sie jetzt arbeitet und lebt. Dabei erinnert sie sich an die Stationen ihres Lebens und die Ereignisse, die dazu geführt haben, dass sie ihr früheres privates Leben selbst zerstört hat. Einst wurde sie als ehrgeizige, unsichere Studentin von einem viel älteren Professor an der Kunstakademie missbraucht, nun hat sie sich leidenschaftlich in einen Mann verliebt, der drei Jahrzehnte jünger ist als sie. Für ihn hat sie ihren erfolgreichen Mann verlassen und sich der neuen Liebe und der großen Kunst verschrieben, wobei Eve Liebe und Macht immer wieder miteinander verwechselt. Eve Laing ist eine unsympathische Protagonistin, sie ist verbittert, machtgierig und gehässig, sie hat vermeintlichen Freundinnen Liebhaber genommen und verachtet letztlich alle Menschen um sich herum, einschließlich ihrer Tochter. Höhepunkt ihres künstlerischen Schaffens als Malerin soll der Zyklus kolorierter Pflanzendarstellungen mit dem Namen "Poison Florilegium" sein, und auf den Abschluss dieses Werkes läuft die Handlung des Romans zu. Es nimmt kein gutes Ende mit Eve Laing, und dennoch bereitet die Lektüre des Romans viel Vergnügen und ist auf intelligente Weise sehr unterhaltsam. Er stellt viele Fragen und bietet Stoff für spannende Diskussionen.