Was es braucht, das Leben zu lieben

Fatou Diome, die senegalesische Autorin lebt in Straßburg, erzählt in diesen zehn Geschichten vom Leben. Etwa von Andy, in allen Restaurants zuhause, den alle kennen und von dem niemand etwas weiß, der alle zum Reden bringt und selbst nichts sagt. Nach seinem Tod bleiben nur noch die Erinnerungen an ihn. Oder die Gedanken des kleinen schwarzen Kleides an vergangene Zeiten, als alle die Trägerin des Kleides bewunderten und ihr zu Füßen lagen: der großen kleinen Edith Piaf. Der ältere, schüchterne Octave schafft es über Wochen nicht, der von ihm heimlich angebeteten Bäckereiverkäuferin seine Liebe zu gestehen. Der Boxer, der seine Einsamkeit nur mit übertriebener Aggressivität ertragen kann. Samira, die übers Meer flieht, sehnlichst Asyl in Frankreich erhofft und bei einem Schäfer lebt, und wegen des langen Wartens auf einen Bescheid an ihrem Schöpfer zweifelt. Der Fischer Faaly mit seinem mageren Fang, erschöpft und einsam, und seine Frau Sata, der es kaum gelingt, den Hunger der wachsenden Kinderschar zu stillen. Klimawandel und die Konkurrenz der großen Trawler machen ihnen zu schaffen. Und schließlich das kleine Mädchen, das mit dem Großvater zum Fischen hinausfährt: "Inzwischen habe ich mein Paddel gegen die Feder getauscht." - In klarer, kraftvoller, ausdrucksstarker, bildgewaltiger Sprache erzählt Fatou Diome von besonderen Menschen, nicht den glatten Schicksalen, sondern von den einsamen, schwierigen Charakteren und weist dabei auch auf die Funktion und Schönheit der Bücher und des Lesens hin. Mit ihren Geschichten verbindet die Autorin zum Teil beißende Kritik an den negativen Auswirkungen der Globalisierung. Besonders empfohlen.