Linden Hills

Linden Hills ist ein Viertel in einer Großstadt im Wayne County, Minnesota. Es ist ein Viertel der arrivierten höheren Schwarzen Mittelschicht in den USA, das seine Entstehung vor gut hundert Jahren der Initiative des afro-amerikanischen Leichenbestatters Luther Nedeed verdankt, der durch geschickte Geschäfte ein großes Areal aufkaufte und bewusst nur an andere Schwarze weiterveräußerte. Wer hier lebt, der hat es wirtschaftlich und gesellschaftlich geschafft. Doch immer noch hält der Nachfolger der Nedeed-Dynastie die Fäden in der Hand und bestimmt als dunkle Macht im Hintergrund das Leben. Am Rande dieser kleinen Welt für sich wachsen Lester und Willie auf, beide als Söhne aus Familien, die es eben nicht geschafft haben. Mit Gelegenheitsjobs für die reichen Afro-Amerikaner versuchen sie, sich über Wasser zu halten, ja, irgendwie nach oben zu kommen. Doch der Traum vom besseren Leben platzt letztendlich nicht nur für sie, sondern auch für die Nedeeds, als eine menschliche Tragödie in die Katastrophe führt. - Mit viel epischem Erzählgeschick, einer gut gemachten Story und einer leisen, aber darum umso bissigeren Ironie versteht es die Schwarze Autorin Gloria Naylor (1950 - 2016), die Scheinwelt der afro-amerikanischen oberen Mittelschicht bloßzustellen, die skrupellos alle Mittel ausschöpft, um gesellschaftlich zu reüssieren. Zusammen mit ihrem Debüt „Die Frauen von Brewster Place“ (1982, Besprechung der Neuausgabe steht noch aus) und zwei weiteren Romanen bildet „Linden Hills“ (1985) ein Roman-Quartett, das durch wiederauftauchende Charaktere und Schauplätze verbunden ist. „Linden Hills“ ist auch sprachlich ein kraftvoller gesellschaftskritischer Roman (gelungen auch die Übersetzung von Angelika Kaps), sehr lesenswert.