Leo und Dora
Das Landhaus von Alma und Hugo in Connecticut in Sichtweite der Appalachen brennt bis auf die Grundmauern nieder. Sie wollten es ihrem Freund, dem österreichischen Schriftsteller Leo Perlstein, zur Verfügung stellen, der seit Jahren an einer Schreibblockade leidet. Es scheint, als hätte er während des Zweiten Weltkrieges nicht nur seine Heimatstadt Wien verloren, sondern mit der Flucht nach Tel Aviv auch seine Sprache. Er kommt im Roxy unter, einem Gästehaus, in dem Frauen und Kinder ihre Ferien verbringen. Die Ehemänner reisen nur für das Wochenende an. Das Roxy wird von der patenten Witwe Dora geführt, die Mohnstollen nach dem Rezept ihrer slowenischen Großmutter backt, ihren Stiefsohn Anton großzieht und sich bemüht, den Wünschen ihrer Gäste gerecht zu werden. Der verschrobene Einzelgänger Leo und die warmherzige Wirtin kommen sich beim abendlichen Kartenspielen näher. - Die deutsche Autorin Krup zeichnet in ihrem dritten Roman eine Gesellschaft, die Ende der 40er Jahre unter dem Trauma des Krieges leidet. Doch auch wenn ihre Figuren Verletzungen davongetragen haben, sind sie offen für Neues. Der Protagonist Leo Perlstein ist vage an den Schriftsteller Leo Perutz angelehnt. Ein hoffnungsfroher, leichter Sommerroman.
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.
Leo und Dora
Agnes Krup
aufbau (2022)
285 Seiten
fest geb.