der fluss ist eine wunde voller fische
Eine junge Frau und ein kleiner Junge steigen in Kolumbien in ein kleines Boot. Der Junge denkt, dass sie unterwegs zu Freunden seiner Mutter sind. Doch die junge weiße Frau hat dem schwarzen Kind verschwiegen, dass sie auf dem Weg zu seiner leiblichen Mutter sind, die ihr Kind gerne sehen möchte. Vor Jahren hatte Gina, eine Nachbarin, ihr den Jungen aufs Bett gelegt. Sie hätte bereits drei Kinder und kein Geld, ein weiteres zu ernähren. Inzwischen ist aus dem Baby ein Schulkind geworden. Die Fahrt auf dem gefährlichen Fluss Atrato durch den kolumbianischen Urwald wird für die namenlose Ich-Erzählerin zu einer Reise nach Innen und in ihre eigene Vergangenheit. Einer Mitreisenden erzählt sie von ihrer Kindheit und den Schwierigkeiten, als weißes Mädchen unter Schwarzen aufzuwachsen. Sie spricht auch von ihrer Angst, den Jungen zu verlieren. Während der mehrtägigen Fahrt wird die Reisegruppe von Katastrophen heimgesucht, die auf das unausweichliche Ende hindeuten. - Die junge Autorin Salazar (Jahrg. 92) erzählt in ihrem beeindruckenden Debüt von weiblicher Solidarität und vom Wesen des Mutterseins. Als Hintergrund wählt sie den Angriff auf eine Kirche in Bojayá, bei dem 79 Menschen starben. Für neugierige Leser/-innen.
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.
der fluss ist eine wunde voller fische
Lorena Salazar ; aus dem Spanischen von Grit Weirauch
Blumenbar (2022)
176 Seiten
fest geb.