Geschichte Israels
Noam Zadoff legt eine kompakte, verständliche und gut zu lesende Geschichte Israels von der Staatsgründung bis zur Gegenwart vor. Dass er nicht erst mit dem 14.5.1948, dem offiziellen Datum der Staatsgründung, beginnt, sondern die Jahrzehnte davor miteinbezieht, ermöglicht den Leser/-innen, die nachfolgenden Entwicklungen gut nachvollziehen zu können. So legt er z.B. schlüssig dar, warum die Integration der eingewanderten Holocaust-Überlebenden in die israelische Gesellschaft das Selbstverständnis der "Sabras", der bereits in Israel Geborenen, vehement herausforderte. Dieses Problem wurde von den bis heute aufbrechenden Spannungen zwischen religiösen und säkularen Israelis - verstärkt durch Einwanderungen aus arabischen Ländern und die sich verschiebende Gewichtung von Nationalismus und Sozialismus (Kibbuz-Bewegung) - abgelöst. In der weiteren staatlichen Entwicklung spielt der für Israel sehr verlustreiche und psychologisch belastende Jom-Kippur-Krieg (1973) eine bedeutende Rolle, da er zur Polarisierung der Gesellschaft, zur ersten Intifada der Palästinenser und zur Radikalisierung der rechten Nationalisten führte, die für die Ermordung des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin (1995) verantwortlich sind. Trotz internationaler Friedensbemühungen (u.a. Abkommen von Oslo 1993) bleibt der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern sowie die Bedrohung durch benachbarte Staaten das zentrale Thema und das maßgebliche Motiv der Politik Israels, das es andererseits geschafft hat, auf wissenschaftlich-technischem Gebiet zu den führenden Nationen zu gehören. - Sehr aufschlussreich!
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Geschichte Israels
Noam Zadoff
C.H.Beck (2020)
C.H.Beck Wissen ; 2905
144 Seiten : Illustrationen, Karten
kt.