Heiliger Krieg

Der Autor hat in London eine Professur für die Geschichte der Kreuzzüge. Nicht nur Quellen aus dem christlichen Lager hat er herangezogen, sondern auch viele Texte aus der islamischen Welt. Besonderes Gewicht legt er auf die Charakterisierung der wichtigsten Protagonisten wie Gottfried von Bouillon, Friedrich Barbarossa, Saladin, Bernhard von Clairvaux, Richard Löwenherz, den Stauferkaiser Friedrich II., Sultan Mehmet II. und die involvierten Päpste. Überzeugend wird die Vielschichtigkeit der Kreuzzugmotive herausgearbeitet von einem echten Glaubenseifer bis zu wirtschaftlichen Interessen. Manche weitverbreitete Vorstellungen werden widerlegt wie die, es seien vor allem verarmte Adelige gewesen, die das Kreuz nahmen. Vielmehr sahen sich viele Kreuzfahrer gezwungen, ihren Besitz zu verkaufen, um die Teilnahme finanzieren zu können. Es war auch nicht so, dass die meisten Kreuzfahrer im Heiligen Land bleiben wollten. Der Großteil kehrte möglichst bald in die Heimat zurück. Eingegangen wird auch auf die weniger bekannten Kreuzzüge und das Geschehen in den Zeiten zwischen den sieben bekannten Kreuzzügen. Während die kulturgeschichtlichen und wirtschaftlichen Folgen nur kurz gestreift werden, bezog der Verfasser auch Kriege mit ein, die nicht ins Heilige Land führten, sondern gegen die Mauren in Spanien, die Albigenser in Frankreich und die Slawen im Baltikum gerichtet waren. Im letzten Abschnitt gibt Phillips einen Ausblick bis zu den heutigen Auseinandersetzungen zwischen den vom Islam und den vom Christentum geprägten Ländern. - Eine spannendes, informatives und allgemein verständliches Buch zu einem durchaus aktuellen Thema in einer guten deutschen Übersetzung. Allen Beständen zu empfehlen.