Verfassung ohne Schutz
Winfried Ridder ist ein wirklicher "Insider" was den deutschen Verfassungsschutz betrifft. Der Politologe war zwei Jahrzehnte lang Abteilungsleiter dort mit Zuständigkeit für den Linksterrorismus. Ridder zeigt Alternativen zur angeblichen Alternativlosigkeit
der Doktrin der Unerpressbarkeit des Staates gegenüber den Schleyer-Entführern auf (Verhandlungen und akzeptieren der Entführer als Verhandlungspartner, Seite 86 und 87) und zeichnet als einer der Ersten die Verstrickungen der Stasi in die arabisch-palästinensischen Befreiungsbewegungen nach, die in Europa für das Münchner Attentat und zahlreiche Entführungen stehen. Der Autor öffnet die Welt der deutschen Schlapphüte mehr als nur ein wenig für den unkundigen Interessierten. Denken, Strategien und Handeln der Sicherheitsorgane erschließen sich, nach Ridders Ausführungen dem Leser immer mehr. Ein zentrales Terrorismus- und Extremismusabwehrzentrum, mehr Transparenz und parlamentarische Kontrolle, die Stärkung der zentralen Stellen im Bundesamt für Verfassungsschutz und bessere Quellen-Koordinierung (Seite 155-156) sind Winfried Ridders Vorschläge für eine neue Sicherheitsarchitektur der Deutschen Geheimdienste.
Karsten Steil-Wilke
rezensiert für den Borromäusverein.

Verfassung ohne Schutz
Winfried Ridder
Dt. Taschenbuch-Verl. (2013)
dtv ; 24980 : dtv-premium
177 S.
kt.