Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen

Hatoko Amemiya, genannt Poppo-chan, hat den Schreibwarenladen ihrer Vorgängerin, wie sie die Großmutter seit je nannte, übernommen. Damit übt sie auch den Beruf einer öffentlichen Schreiberin aus und nimmt Aufträge für Grußkarten, Kondolenzbezeugungen Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen und gar Scheidungsbriefe an. Dass sie im Alter von Ende 20 allein lebt und die harte Erziehung durch die Großmutter, die anstelle der nicht vorhandenen Mutter für ihre Ausbildung sorgte, Hatoko ebenso prägte wie belastete, wird im Lauf der beiläufig erzählten Begebenheiten, Begegnungen mit Kunden und der befreundeten Nachbarin zunehmend deutlich. Aus der Schreiberin, die nach Perfektion ihrer Kalligrafie für die jeweiligen Anlässe strebt, wird im Laufe der durch die vier Jahreszeiten hindurch erzählten Geschichte, eine Liebende. Der letzte Brief von allen, auch in einer der vier japanischen Schriften abgedruckten, ist das Versöhnungsschreiben an die Großmutter. Mit der Beziehung zum Vater ihrer kleinen Brieffreundin hat sich zudem ein romantisches Happy End gefunden. Die Autorin versteht zu berühren, führt die Leser:innen in die faszinierende Welt japanischer Schreibkultur, einschließlich Details zu Papier und Schreibwerkzeugen, belebt dies mit vielen, anekdotischen Begegnungen ihrer Hauptfigur und findet dadurch eine bewundernswerte Balance zwischen Humor, innerer Bewegtheit der Ich-Erzählerin und den familiären Spannungen der Vergangenheit. In den letzten Jahren erschienen viele Romane, die Lese- und Schreibkultur feiern, aus Japan etwa Michiko Aoyamas „Frau Komachi empfiehlt ein Buch“ (BP/mp 23/987). Ito Ogawa und ihre kongeniale Übersetzerin Sabine Mangold setzen ein neues Highlight mit dem vorliegenden Buch. Eine unbedingt empfehlenswerte und sehr romantische Frauengeschichte wird Leser:innen aller Kulturen und Altersgruppen begeistern, weil sie es versteht, die japanische Kultur und Empfindungsweise in faszinierender Weise zu einem Märchen unseres Alltags zu machen. Anrührend und gekonnt, wie es die Leser:innen aller Bestände schätzen werden.

Helmut Krebs

Helmut Krebs

rezensiert für den Borromäusverein.

Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen

Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen

Ito Ogawa ; aus dem Japanischen von Sabine Mangold
Droemer (2025)

271 Seiten : Illustration, Karte
fest geb.

MedienNr.: 621311
ISBN 978-3-426-56101-0
9783426561010
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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