Das Labyrinth von Ragusa

Venedig 1538. Jakob Spengler hat bewegte Jahre hinter sich: Auf der Suche nach den Mördern seiner Eltern ist er quer durch Europa gereist und war in zahlreiche Schlägereien, Unruhen und Gaunereien verwickelt. Körperlich und seelisch aufgerieben, hat er sich zum Schluss nur noch nach Sesshaftigkeit und Ruhe gesehnt. Und so ist nun ist seine Frau Laura sein Lebensmittelpunkt und seine beiden Kinder bieten Jakob Abwechslung und Ausgleich. Er genießt das ruhige Familienleben in vollen Zügen, hilft in den Druckereien seiner Frau mit und hat Freude an der Hausarbeit. Doch als die Osmanen zur Bedrohung für Venedigs Seehandel und die Bevölkerung werden, wird Jakob als Spion gebraucht. Und tatsächlich, die Aufgabe reizt ihn mehr, als er sich vorher hätte eingestehen wollen, eine innerliche Unruhe packt ihn. Also verabschiedet er sich schweren Herzens von seiner Familie und reist nach Ragusa, in das heutige Dubrovnik - wo ihn plötzlich auch die eigene Vergangenheit wieder einholt. - Gisbert Haefs schafft es auch mit dem zweiten Roman um die sympathische Hauptfigur Jakob Spengler (zul. "Die Rache des Kaisers", s. BP/mp 10/116), die Leser mitzunehmen ins bunte, quirlige, lebhafte Venedig und in den Rest des mittelalterlichen Europas. Detaillierte Darstellungen des täglichen Lebens, der Sitten und Bräuche der damaligen Zeit und die Erwähnung von vielen geschichtlichen Begebenheiten lockern die Geschichte zusätzlich auf. Mit Jakob Spengler hat Haefs einen sympathischen Protagonisten erschaffen, mit dem man als Leser gerne durch Europa reist und dessen Schicksal man gebannt verfolgt. Aus Fiktion und Fakten webt der Autor also einen bombastischen, üppigen historischen Kriminalroman mit manchen Überraschungen und hervorragendem Auge für die verzwickte und gefährliche politische Situation der damaligen Zeit. Ein kurzweiliger Schmöker, mit dem man die Welt um sich herum komplett vergessen kann.