Die unsichtbaren Städte
Das Reich des Kublai Khan (1215-1294), Enkel des großen Mongolenherrschers Dschingis Khan ist vom Zerfall bedroht. Er möchte es festigen und schickt daher den jungen Kaufmann Marco Polo (1254-1324) als Kundschafter auf Reisen, und lässt sich anschließend berichten. In neun Gesprächsabschnitten erzählt der junge Venezianer von seinen Reiseerlebnissen. Dabei werden aber keine konkreten Gebäude oder Personen geschildert, sondern Wünsche, Erinnerungen und Träume, die eine Stadt und deren Bewohner zusammenhalten. Raum und Zeit bleiben in der Schwebe, sodass man sich in eine orientalische Märchenwelt versetzt fühlt. Die Namen der Städte, zumeist weiblich oder weiblich klingend sind fiktiv und könnten mythologischen Ursprungs sein. Nicht nur das Erzählte ist kaum zu manifestieren, auch die Art des Erzählens ist besonders, denn der Kaiser hinterfragt stets das soeben Dargestellte und zwingt Marco Polo zu immer neuen Erzählexperimenten. Dieses Werk verweist allegorisch auf Calvinos eigenes dichterisches Schaffen. Ein moderner Klassiker eines großen Erzählers, dessen herausfordernder Lektüre man sich unbedingt stellen sollte. (Übers.: Burkhart Kroeber)
Birgit Fromme
rezensiert für den Borromäusverein.
Die unsichtbaren Städte
Italo Calvino
Hanser (2007)
173 S.
fest geb.