Redaktionsschluss
Stefan Schulz, ehemaliger Feuilleton-Redakteur der FAZ unter Frank Schirrmacher, malt die Zukunft des Zeitungsjournalismus in dunklen Farben. Produkte auf Papier seien nicht mehr überlebensfähig, und auch die Online-Aktivitäten der Presseverlage könnten den wirtschaftlichen Niedergang nicht aufhalten. Innerhalb der letzten zwei bis drei Jahre habe sich die Verweildauer auf den Webseiten der Zeitungen stark reduziert. Gleichzeitig habe die Rezeption von Zeitungstexten, die bei den Sozialen Medien, insbesondere auf Facebook, gepostet oder über andere Aggregatoren vermittelt werden, enorm zugenommen. Branchenfremde Online-Akteure übernähmen also partiell Themengewichtung und Vertrieb. Die Leser kämen, so der Befund, überwiegend via Facebook und erhielten dort nur einen kleinen Teil der insgesamt erstellten Artikel angeboten. Sie würden kaum noch auf die Webseiten der Zeitungen umgeleitet, sondern blieben bei den Sozialen Medien, wo die journalistischen Beiträge in Konkurrenz zu privaten Statusmeldungen und Katzenvideos stehen. - Bei aller Zuspitzung ist die Beschreibung dieses erst kürzlich eingetretenen Zustandes zutreffend. Wer von Stefan Schulz allerdings Vorschläge erwartet, wie die Zeitungen sich aus der misslichen, bisweilen schon bedrohlichen Lage befreien können, wird enttäuscht. Sein wichtigster Hinweis richtet sich an den einzelnen Leser (oder Internet-User): Dieser sollte sich eine zurückhaltendere Rezeption und vor allem eine gründlichere Auswahl aus dem Überangebot an Nachrichten und Meinungsbeiträgen auferlegen. In ausgebauten Beständen möglich.
Thomas Völkner
rezensiert für den Borromäusverein.
Redaktionsschluss
Stefan Schulz
Hanser (2016)
303 S.
fest geb.