Geordnete Verhältnisse
Die Berliner Autorin mit ukrainisch-jüdischen Wurzeln stellt in ihrem neuesten Roman das Thema häusliche Gewalt in den Mittelpunkt. Sie beschreibt anhand von Philipp und Faina, wie aus Kindheitsfreunden Liebende werden, die sich im Verlauf der Geschichte
gegenseitig zerstören. Beide stammen aus prekären Verhältnissen, Philipp wächst mit einer alleinerziehenden, alkoholkranken Mutter auf, Faina in einer gewaltbereiten, entwurzelten Flüchtlingsfamilie aus der Ukraine mit jüdischem Glauben. In Rückschauen auf die Kindheit wird ihre enge Verbundenheit als rothaarige Außenseiter und ihre familiäre Prägung deutlich. Sie brauchen einander gegen den Rest der Welt und gegen Fainas bipolare Erkrankung. Besonders der exzentrische Philipp ist sehr besitzergreifend bis zwanghaft und kann sich nur ein Leben mit Faina vorstellen. Mit der Geburt von Fainas Tochter verschärft sich die Situation, bis Philipp Faina tötet, nachdem sie sich nach tätlichen Übergriffen von ihm losgesagt hat. Anschließend begeht Philipp Selbstmord. – Ein schwerer Lesestoff, in den viele Themen (Ukraine, Judentum, Alkoholismus, Außenseiter, häusliche Gewalt, Abhängigkeiten) lesenswert miteinander verwoben werden, was auf ähnliche persönliche Erfahrungen der Autorin hindeutet. Eine eindrückliche, aufwühlende Geschichte zweier beziehungsunfähiger Menschen, die in der Zerstörung endet.
Karin Steinfeld-Bartelt
rezensiert für den Borromäusverein.

Geordnete Verhältnisse
Lana Lux
Hanser Berlin (2024)
286 Seiten
fest geb.