Umkehr der Kirche

Thomas Söding (geb. 1956), bekannter katholischer Neutestamentler, legt mit diesem Buch eine Sammlung von Aufsätzen vor, die z. T. schon vor mehr als zwei Jahrzehnten erschienen sind. Sie alle eint das Motiv der Reform nicht für den einzelnen Christen, sondern für die Gemeinschaft der Christen, für die Kirche. Dabei ersetzt er den modernen Begriff der "Reform" durch das biblische Wort "Umkehr". Mit überzeugender Sachkenntnis geht er viele kirchliche Bereiche durch, die der Umkehr bedürfen. Der Maßstab, den er dabei anlegt, ist das Neue Testament nicht unbedingt in seinem Wortlaut, sondern in seinem in die Zukunft weisenden Sinn. Genannt sind z. B. die folgenden Bereiche: der Auftrag der Kirche, Frauen für die Kirche, Dienste und Ämter, die Eucharistie, Spiritualität und Solidarität. Beim Studium der für einen Nichtexegeten verständlichen, aber anspruchsvollen Kapitel lernt man viel über das biblische Kirchenbild und über den Stand der heutigen Exegese, die hier maßvoll, aber keineswegs revolutionär zur Sprache kommt. Hier sei nur ein Beispiel genannt: In einem Abschnitt des Kapitels "Auftrag der Kirche" erhält man exemplarisch einen Einblick in den Hebräerbrief, eines der schwierigsten Bücher des Neuen Testaments. - Theologisch, biblisch und kirchlich Interessierten ist solide und anregende das Buch zu empfehlen.