Kontemplation

Man muss Vertrauen haben, um sich auf einen Weg der Betrachtung, der Kontemplation zu begeben. Vertrauen erweckt schon der Autor, wenn er im Vorwort von seinem eigenen spirituellen Weg, seinem spirituellen Wachsen an verschiedenen Erfahrungen seit 25 Jahren berichtet. Heute lehrt er als Dozent für Theologie des geistlichen Lebens an der Theologischen Hochschule Chur und gibt, gemeinsam mit seiner Frau, Kurse als Kontemplationsbegleiter. Das Besondere dieser Einführung in die christliche Kontemplation liegt darin, dass sie beschreibt, wie sehr Spiritualität und Theologie aufeinander angewiesen sind, genauso wie psychologische Aspekte kontemplativer Erfahrung und deren religiöse Deutung untrennbar verbunden sind. Bei der Beschreibung dieser Zusammenhänge hat der Autor immer die Praxis im Blick und verliert sich nicht in theoretischen Gefilden. Zu Beginn wird der Schlüsselbegriff der Geistesgegenwart als menschliche Möglichkeit und als göttliche Wirklichkeit gedanklich entfaltet. Dann wird das kontemplative Gebet mit Beispielen aus der christlichen Tradition als Weg vom Hören zum Schauen dargestellt. An geeigneter Stelle im Buch werden insgesamt 12 Übungsschritte der kontemplativen Praxis eingeführt, die von Erfahrungen in der Natur bis zum achtsamen Umgang mit Fantasien reichen. Der Autor vertritt eine wohltuend klare Position: Christliche Kontemplation ist das Gegenteil von Weltflucht und Verschlossenheit, denn: "Wo wir in Berührung kommen mit dem, was uns trägt und umfasst, finden wir heraus aus dem Zirkel unserer Selbstbefangenheit. Wir beginnen wahrzunehmen, dass wir begleitet und bewohnt sind von einer Wirklichkeit, die uns mit anderen verbindet und uns über uns hinausführt ins Weite." Allen, die sich für christliche Spiritualität interessieren, sehr zu empfehlen.