Der Opernheld
Unerwartet erhält der Anwalt Moritz Redder eine Lieferung von Opern-Schallplatten. Beim Anhören der Belcanto-Aufnahmen hat er ein Erweckungserlebnis: Er verfällt dem klassischen Singspiel, verwandelt sich in den Opernhelden 'Maurizio Salvatore', kündigt seinen Job und fährt nach Italien. Dort besucht er gemeinsam mit seinem Freund, dem Hund 'Marquis Posa', die großen Theater und Arenen, die Handlungsorte der Stücke sowie die Wohnorte der Komponisten. Redder/Salvatore verliebt sich in Sängerinnen und bekämpft vermeintliche Widersacher. Er verliert allmählich sein eigenes Ich und verwechselt die Realität mit Libretti bzw. Personen aus der Wirklichkeit mit Figuren aus der Opernliteratur. - Der Roman bietet Liebhabern des Musiktheaters eine Fülle von Anspielungen, Querverweisen und plastischen Schilderungen. Er kann auch als Kritik am modernen Italien (Berlusconi, Umgang mit Flüchtlingen, organisiertes Verbrechen etc.) oder als Fallbeispiel einer massiven psychotischen Störung und deren eventueller Heilung gelesen werden. Lesern/Leserinnen, die nicht auf italienische Opern stehen, wird die Romanhandlung allerdings ähnlich überspannt und realitätsfern vorkommen wie die meisten Opernplots. Deshalb: für opernbegeisterte Leser/innen und größere Büchereien.
Thomas Völkner
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Opernheld
Lea Singer
Hoffmann und Campe (2011)
383 S.
fest geb.