Hans Scholl

In der umfangreichen Literatur zur Weißen Rose stand bisher Sophie Scholl im Vordergrund. Der wichtigste Kopf der Bewegung war aber ohne Zweifel Sophies älterer Bruder Hans. Über ihn liegt nun eine ausführliche Lebensbeschreibung aus der Feder einer jungen Historikerin vor. Sie geht unter Heranziehung der reichen Quellen, vor allem des außerordentlich umfangreichen Briefwechsels, der Entwicklung der nicht unkomplizierten Persönlichkeit Scholls nach. So beschreibt sie seinen Weg vom begeisterten und begeisternden Anhänger der bündischen Jugendbewegung zum HJ-Führer, Medizinstudenten, Soldaten und schließlich Motor der Widerstandsbewegung. Großes Gewicht legt die Autorin auf die Entwicklung der Persönlichkeit. Sie beschreibt den jungen Idealisten mit seinem rastlosen Suchen nach Wahrheit und Freiheit, seine nicht leicht nachvollziehbaren Liebesbeziehungen, seine große Liebe zur Natur, die besonders enge Bindung an die Familie und seine ausgeprägte Führungsfähigkeit. Dargestellt ist auch die religiöse Entwicklung, die von so bekannten Persönlichkeiten wie Carl Muth und Theodor Haecker in zahlreichen persönlichen Begegnungen gefördert wurde. - Barbara Ellinger versteht es, lebhaft und einfühlsam zu erzählen. Der zeitgeschichtliche Hintergrund ist gründlich berücksichtigt. Natürlich wird über die Flugblattaktionen, die tragische Aufdeckung der Gruppe, den Prozess und die Hinrichtung sachlich zuverlässig informiert. Eine begrüßenswerte Neuerscheinung, die allen Büchereien zu empfehlen ist.