Euphorie

Die schwedische Autorin greift fiktional die letzten Lebensjahre der US-amerikanischen Schriftstellerin Sylvia Plath auf, von deren zweiter Schwangerschaft bis zur endgültigen Trennung von ihrem Mann, dem britischen Schriftsteller Ted Hughes. Eine Zeitspanne, in der die meisten der 400 hinterlassenen Gedichte entstanden sind, ehe die psychisch wohl schon länger schwer angeschlagene Plath Suizid beging. Cullhed schildert viele Alltagsszenen, in denen sich Plaths Emotionen binnen weniger Sätze ins jeweilige Gegenteil verkehren. Plath scheint demnach in einen ständigen Konflikt mit sich selbst eingespannt gewesen zu sein. So lädt sie ihre Mutter, zu der sie ein ambivalentes Verhältnis hatte, ein, um den Enkel kennenzulernen; kaum ist die gebürtige Österreicherin da, empfindet sie sie als einschränkend und ihren Lebenslauf behindernd, wohl auch, weil sich Hughes auf die Seite der Schwiegermutter stellt. Er nimmt ihr viel Arbeit bei der Kinderbetreuung und im Haushalt samt Garten ab, gleichwohl fühlt sie sich durch ihn in ihrem schöpferischen Tun, in ihrer Selbstverwirklichung eingeengt. - Dass die hormonelle Belastung bei Schwangerschaft und Geburt zu emotionalen Turbulenzen führt, dürfte vielen Leserinnen nur zu bekannt sein. Und auch, wie oft in den Jahren der Kleinkindbetreuung bei ihnen der Wunsch aufkam, in den Beruf zurückzukehren. Insoweit steht der Roman für ganz viele Mütter, wohl auch für die Erfahrungen der Autorin selbst. Wie hoch nicht nur die körperliche, sondern auch die psychische Belastung während einer Schwangerschaft und danach ist, wird im Allgemeinen wenig thematisiert. Dem Buch ist deshalb ein aufklärender Charakter zuzuschreiben, gerade weil es Cullhed gelingt, das Thema an Alltagssituationen festzumachen, wie sie auch andernorts anderen Frauen widerfahren.