Die kranke Frau

Die gründliche Recherche der Kulturhistorikerin Elinor Cleghorn deckt die über Jahrhunderte von Männern praktizierte patriarchal geprägte Behandlung von Frauen in der medizinischen Diagnostik und Therapie auf. Die Gründe dafür sieht sie in traditionellen Die kranke Frau Rollenbildern, welche in den religiös geprägten Kulturen dem Mann die Vormachtstellung einräumen. Die Frau wurde bis ins 20. Jh. als das schwächere, dümmere und leidensfähigere Geschlecht und auf den Akt des Gebärens und auf die Rolle als Dienerin des Mannes festgelegt. Anhand von zahlreichen Fallbeispielen aus der ganzen Welt werden die Leidensgeschichten und der Kampf von Betroffenen, Medizinerinnen und Feministinnen eindringlich erzählt. Es ist ein notwendiger Kampf, welcher eine geschlechtsneutrale und -sensible, respektvolle Anerkennung und das Selbstbestimmungsrecht von Frauen als Ärztinnen, Forscherinnen und Patientinnen gefordert hat und noch nicht beendet ist. Das fast 500 Seiten umfassende Buch ist keine leichte Kost, da Zeit- und Themensprünge, Wiederholungen und viele Namen vorkommen. Die Autorin setzt ihren Schwerpunkt im angloamerikanischen Sprachraum. Inhaltlich löst diese medizinhistorische und politische Lektüre starke Emotionen aus, versöhnliche Sätze finden sich im Kapitel 18 mit Bezug auf die eigene Autoimmunkrankheit und im Dank. Zweifellos ein notwendiges Werk. Ab mittleren Beständen geeignet.

Gudrun Schüler

Gudrun Schüler

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die kranke Frau

Die kranke Frau

Elinor Cleghorn ; aus dem Englischen von Judith Elze und [einer weiteren]
Kiepenheuer & Witsch (2022)

494 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 611028
ISBN 978-3-462-00015-3
9783462000153
ca. 25,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Na
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