Eisernes Schweigen
In den 1980er-Jahren wurde Heinrich Bünger wegen Sprengstoffanschlägen angeklagt, die er zusammen mit anderen im Jahr 1962 begangen haben soll. Ein Mann kam dabei ums Leben, als eine Bombe in der Gepäckaufbewahrung des Bahnhofs von Verona explodierte.
Ziel der Gewaltakte war die Befreiung Südtirols. Bünger hatte sich in dem von seinem Zwillingsbruder Fritz mitgegründeten Bund Nationaler Studenten radikalisiert und zusammen mit Fritz bald Anschluss an gewaltbereite Kreise gefunden. Das Verfahren gegen Heinrich Bünger wurde nachher eingestellt. Sein Leben lang schwieg er über die Hintergründe der Taten und seine Rolle darin. Seine Tochter hat diesen Ereignissen nun nachgespürt. Erinnerungen an ihren Vater kontrastiert Traudl Bünger mit Aktenmaterial, ergänzt durch Aussagen ihres Onkels Fritz. Immer wieder malt Bünger die trockenen Fakten mit atmosphärischen Schilderungen aus und bringt dadurch Leben in die Ereignisse, nicht jedoch ohne die Bruchlinie zwischen Fakten und Fantasie zu thematisieren. Wo liegt die Wahrheit? Verborgen in den Verharmlosungen ihres Onkels? In den sachlich gehaltenen Dokumenten? Auch das ist ein Thema dieses Buches. – Sehr empfehlenswert!
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.

Eisernes Schweigen
Traudl Bünger
Kiepenheuer & Witsch (2024)
374 Seiten
fest geb.