In Aufruhr

Inga Vesper siedelt ihren Debütroman in den USA Ende der 1950er Jahre an, einer Zeit, in der Rassismus ganz selbstverständlich ist und eine weiße, zunehmend gehobene Mittelschicht ihren Wohlstand in gepflegten Einfamilienhäusern an den Stadträndern In Aufruhr buchstäblich zementiert. Doch die Fassaden trügen: An einem glutheißen Nachmittag in Los Angeles findet die junge, schwarze Haushaltshilfe Ruby die beiden kleinen Mädchen ihrer Arbeitgeberin Joyce völlig verstört im Garten vor. Auf dem Küchenboden klebt Blut und von Joyce fehlt jede Spur. Der nach L.A. strafversetzte Detective Mick Blanke soll sich um diesen Fall kümmern. Er erkennt sofort, dass er bei der Aufklärung auf Rubys Hilfe angewiesen ist. Aber es ist schwer, die intelligente, junge Frau für eine Mitarbeit zu gewinnen, ihre Angst und ihr Misstrauen gegenüber den weißen Behörden sitzen tief. Gegen den Willen ihres Freundes, der sich einer radikalen Gruppe von jungen, um ihre Rechte kämpfenden Schwarzen angeschlossen hat, entschließt sie sich aber dann doch, Mick zu helfen, und beginnt, sich zunehmend für kriminalistische Psychologie zu interessieren. Dass sie bei ihrer "Schnüffelei" in dieser vermeintlich "heilen Welt" selbst in Gefahr geraten könnte, daran denkt sie nicht. - Es ist ein gut zu lesender, unterhaltsamer und interessanter Kriminalroman, der nicht nur dem Thema Rassismus Rechnung trägt, sondern auch der Rolle der Frau in dieser Zeit, die eine perfekte Hausfrau, Mutter und Gattin zu sein hatte, was viele in die Tablettensucht (man denke nur an den Stones Song "Mothers Little Helper") trieb. Sehr gern empfohlen!

Barbara Nüsgen-Schäfer

Barbara Nüsgen-Schäfer

rezensiert für den Borromäusverein.

In Aufruhr

In Aufruhr

Inga Vesper ; aus dem Englischen von Katharina Naumann und Silke Jellinghaus
Kindler (2021)

383 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 974528
ISBN 978-3-463-00022-0
9783463000220
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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