Rheinblick

Schon auf der ersten Seite wird klar, dass es sich bei dem Namen im Buchtitel um die einzigartige Wirtschaft handelt, die in unmittelbarer Nähe zum Bundeshaus in Bonn liegt, wo sich alle treffen, weil es sich vergleichsweise wie bei der Schweiz um Rheinblick "neutrales Gelände" handelt. Die politische Meinung der Wirtin ist und bleibt geheim oder besser gesagt außen vor. Alles andere wäre beruflicher Selbstmord. Das ist das Leergerüst eines unterhaltsamen Romans, der im Herbst 1972 in der damaligen Bundeshauptstadt spielt und in dem einige bekannte Politiker aus allen Parteien auftreten, die mal mehr, mal weniger wichtig für den Ablauf der Handlung sind. Da mischen sich unscheinbare Begebenheiten mit kriminellen Handlungen, sogar ein aufregender, kaum erklärbarer Mord an einem jungen Mädchen wird kurz vor Schluss des Buches endlich noch aufgeklärt. Es ist bewundernswert, wie viele einzelne Schicksale Brigitte Glaser zusammenbringt und durch eine kluge Aufteilung der Kapitel in Tage und Stunden aufeinander bezieht. Es ist ein Buch voller Leben, Spannung und viel Hintersinn. Trübsinn kommt da nicht auf. Der Leser nimmt an allem Geschehen lebhaft Anteil. Das Buch ist einfach beste Unterhaltung, vor allem wenn man sich an die Zeit der "Bonner Republik" selbst noch erinnert.

Armin Jetter

Armin Jetter

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Rheinblick

Rheinblick

Brigitte Glaser
List (2019)

428 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 911212
ISBN 978-3-471-35180-2
9783471351802
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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