Meine Berliner Jugend

14 Jahre alt ist Helene und muss im Berlin der 50er Jahre wegen einer Erkrankung der Mutter deren Rolle für ihre drei jüngeren Schwestern übernehmen. Ihre größte Sorge ist, wie sie genügend Nahrungsmittel und Heizmaterial beschaffen kann. Ein Lichtblick ist für sie die Schule, nicht nur weil es dort eine Schulspeisung gibt. Doch sie muss immer öfter fernbleiben, weil die Mutter immer wieder ins Krankenhaus muss. Sonst könnte die Fürsorge eingreifen und die Geschwister der Mutter wegnehmen. Letztlich ist Helene gezwungen, die Schule abzubrechen und eine Lehrstelle als Gemüseverkäuferin anzunehmen. Halt findet der überforderte Teenager in Hannes, einem etwas älteren Schulkollegen, der auch in schwierigen Verhältnissen lebt. Mit ihm erlebt sie kleine Freuden wie einen Kinobesuch oder einen Ausflug in die Rehberge. Trotz aller Widrigkeiten hält die anrührende Beziehung über mehrere Jahre, in denen beide zu Erwachsenen reifen. Doch es kommt zum Abschied: Die Mutter hat einen französischen Koch kennengelernt, der in seine Heimat zurückwill und die ganze Familie nach Paris mitnimmt. - Der Leser darf eine ganz unschuldige Liebesgeschichte miterleben, in der immer die Traumata der Kinderzeit während des Zweiten Weltkriegs und die Spuren der Zerstörung Berlins mitschwingen. Die Geschichte wirkt aber etwas freischwebend, geht doch die Autorin recht sparsam mit Fakten und Hinweisen um, die sie in Zeit und Raum verorten. Historisch belegte Gegebenheiten spart sie entweder aus oder setzt damalige mit heutigen gleich. Beispielsweise endet bei ihr nicht wie damals zutreffend die Schulpflicht mit 14 Jahren. Davon abgesehen ist die Geschichte aber für einen großen Leserkreis bestens geeignet.