Schönwald

Hans-Harald Schönwald, pensionierter Staatsanwalt, und Ruth, ein Leben lang unterforderte Hausfrau, haben drei erwachsene Kinder. Christopher ist Professor in den USA, Benni hat sich mit seiner sehr reichen Frau in ein Haus in der Uckermark zurückgezogen und Karolin, inzwischen lesbisch, eröffnet einen queeren Buchladen in Berlin. Zur Eröffnung dieses Geschäfts wollen sich alle Familienmitglieder dort treffen. Was als eine harmonische Familienfeier geplant war, entwickelt sich später zu einem Albtraum. Aktivisten einer antifaschistischen Gruppierung führen einen Anschlag mit Farbbeuteln durch. Ihr Vorwurf lautet: Das unrechtmäßig verwendete Geld für den Laden stammt vom Großvater, einem Wehrmachtsoffizier und späteren Bundeswehrgeneral. Im Verlauf der dadurch bedingten, auch familieninternen Auseinandersetzungen stellt sich heraus, dass Christopher seine Professur in New York längst verloren hat und nun für Donald Trumps Wahlkampfteam arbeitet. Bennis Ehe mit Emilia steht nach ständigen Querelen und Kleinkriegen, meist mit seiner Schwiegermutter, kurz vor der Scheidung. Ruth selbst hatte über mehr als ein Jahrzehnt ein unentdecktes Verhältnis mit einem Literaturprofessor aus Hamburg. Bei der Suche nach der Herkunft des Geldes ihres Opas stößt Karolin durch eindeutige Liebesbriefe auf diesen Ehebruch und bringt damit einen Stein ins Rollen, der am Ende das Gesamtgefüge der Familie Schönwald in sich zusammenfallen lässt. - Ein sehr lesenswerter und auch politisch/gesellschaftlich hoch aktueller Roman. Mit psychologisch feinem Gespür seziert der Autor die Persönlichkeitsstrukturen seiner Akteure, was nicht nur zum Sittenbild einer Familie, sondern auch zum Spiegelbild unserer Zeit wird. Allen Beständen sehr zu empfehlen!