Am Leben bleiben

Wolfram Gössling stammt aus Bielefeld, wandert nach dem Studium der Medizin und der Heirat seiner Jugendfreundin in die USA aus, arbeitet in Boston als Onkologe und forscht an der Harvard Medical School, bekommt vier Kinder und erkrankt dann 2013 mit 45 Jahren an einer besonders seltenen und eigentlich tödlichen Krebsart, einem Angiosarkom, in seinem Gesicht. „Am Leben bleiben“ schildert genau das: seinen Kampf, am Leben zu bleiben. Das bedeutet mit nur 4% Überlebenschancen Chemotherapie, eine OP, die die halbe Gesichtshälfte kostet, weitere chirurgische Eingriffe und eine Bestrahlungsserie, die ihn an den Rand des Erträglichen bringt. Mit Hilfe vieler, auch befreundeter Ärzte, Familie, besonders seiner Frau und vieler Freunde schafft er es, zu gesunden und sein Leben fortzusetzen, um nach fünf Jahren erneut auf der anderen Gesichtshälfte zu erkranken und alles erneut durchleiden zu müssen. Sachlich, aber auch emotional und mit viel Empathie für Krebspatient:innen, die nicht wie er dieses ausgezeichnete Umfeld an Krebsspezialisten, Therapeuten und neuester medizinischer Technik zur Verfügung haben, schildert er, wie beängstigend und erschreckend diese Jahre der Behandlung seiner Krebserkrankung für ihn, aber natürlich auch für die ganze Familie gewesen sind. Der offene Umgang mit seiner Erkrankung hat, wie er sagt, für ihn vieles erleichtert, aber ohne Familie, Freunde und Hoffnung, die ihn immer begleitet hat, hätte er es nicht geschafft. Ein QR-Code am Ende des Buches ermöglicht es, Fotos in den verschiedenen Stadien seiner Behandlung anzusehen, auch eine zeitliche Auflistung der einzelnen Behandlungsabschnitte verdeutlicht den jahrelangen Behandlungsprozess. Die lange und ausführliche Danksagung am Ende des Buches belegt, wie viele Menschen an seiner Gesundung beteiligt waren. Der einfühlsame, aber leicht zu lesende Schreibstil des Autors machen das Buch zu einem Leseerlebnis, das tief beeindruckt. Unbedingt lesenswert.