Das wird man ja wohl noch schreiben dürfen!
Mit 14 Jahren kam Shahak Shapira 2002 aus der israelischen Siedlung Oranit nach Deutschland. Hier wächst er ausgerechnet in dem Dorf Laucha in Sachsen-Anhalt auf, einer Hochburg der NPD. Aufgrund seines sehr 'deutschen' Aussehens halten sich seine persönlichen Probleme mit Anfeindungen in Grenzen. Allerdings erlebt er Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit wohlverpackt in leutselige Heimatgemütlichkeit - später aber auch als offene Gewalt. Seine Erfahrungen hier in Deutschland verbindet Shapira immer wieder mit der Geschichte seiner Familie und ihrer Verfolgung im Dritten Reich. Als Leser erfährt man allerdings auch etwas über das Ringen des Autors mit den Fallstricken der deutschen Sprache und von den Alltagsproblemen eines Jugendlichen, die von Pickeln bis zum ersten Kuss reichen. Shapira, der an der Miami Ad School in Berlin Design studierte, erzählt seine Geschichte mit deutlichen satirischen Zuspitzungen und viel schwarzem Humor, wobei er kaum einen Tabubruch scheut, gleichgültig, ob es um Religion, Sex oder den Holocaust geht.
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.
Das wird man ja wohl noch schreiben dürfen!
Shahak Shapira
Rowohlt Polaris (2016)
236 Seiten
kt.