Glaube und Bildung
Nach einer Zeit, in der Religion in der (Erziehungs-)Wissenschaft weitgehend ignoriert wurde, wird sie wieder vermehrt zum Forschungsgegenstand, nicht zuletzt durch die nicht zu ignorierende Präsenz des Islam. Diese und andere Gründe haben die beiden Autoren dazu bewogen, sechs entscheidende Themenfelder rund um Glaube und Pädagogik im gegenseitigen Gespräch zu beleuchten: Mensch und Bildung, Familie und Elternarbeit, Lehrerrolle und Lehrerprofessionalität, Schule und Schulentwicklung, Universität und Lehrerfortbildung. Die Dialoge sind kaum Streitgespräch; vielmehr ein gegenseitiger Austausch von Positionen, teils biografisch gefärbter Reflexionen, Gedanken und Informationen. Stellenweise fördern sie tiefgehendere Erkenntnisse zutage wie die erziehungswissenschaftliche Sprachlosigkeit zum Thema "Tod", teils nur Triviales wie die Forderung, dass jeder Mensch individuell bestmöglich zu fördern ist, teils setzen sie sich erfreulich kritisch mit aktuellem Mainstream wie dem zunehmenden Utilitarismus und Verzweckung nicht nur von Erziehungsleitbildern auseinander (Stichwort: "Humankapital"). Die Dialoge sind dezent geleitet von der Suche nach gemeinsamen Grundlagen, Zielen und Schlussfolgerungen, die an manchen Stellen und insbesondere im Nachwort von Zierer kurz zusammengefasst werden. Insgesamt ist das durchaus bereichernd zu lesende Buch für die Allgemeinheit weniger zugänglich und dürfte v.a. pädagogische Fachleserschaft finden, wobei allerdings für Studienzwecke eine erweiterte und bearbeitete Ausgabe für 2014 vorgesehen ist. Für große Bestände empfehlenswert.
Markus Hofmann
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Glaube und Bildung
Reinhard Marx ; Klaus Zierer
Schöningh (2013)
168 S.
kt.