Aquarium

Jeden Tag beobachtet die zwölfjährige Caitlin fasziniert die artenreiche Welt der Fische im städtischen Aquarium, bis ihre Mutter Sheri sie nach einem anstrengenden Arbeitstag im Hafen abholt und in ihr bescheidenes Zuhause bringt. Eines Tages lernt Aquarium Caitlin im Aquarium einen älteren Herrn kennen, der sich bald als ihr Großvater entpuppt. Dieser hatte Sheri und ihre schwer kranke Mutter im Stich gelassen, sodass die damals Vierzehnjährige die Schule abbrechen musste, um alleine und mittellos die belastende Pflege auf sich zu nehmen. Während sich Caitlin nach einer heilen Familie sehnt, blockiert ihre Mutter jeden Versöhnungsversuch. Vielmehr drängen nun ihre traumatischen Erinnerungen und die jahrelang aufgestaute Wut auf ihren Vater an die Oberfläche, was bis hin zur körperlichen und emotionalen Misshandlung von Caitlin eskaliert. Obwohl eine Versöhnung aussichtslos erscheint, geben Caitlin und ihr Großvater die Hoffnung nicht auf. - Mit den Themen Schuld, Versagen, dem Wunsch nach Vergebung und (fehlender) Bewältigung einer verlorenen Kindheit bewegt sich der Autor auf anspruchsvollem Terrain, meistert die Herausforderung aber sehr überzeugend und schafft einen intensiven Roman, der an vielen Stellen unter die Haut geht. Keine leichte Kost, aber interessierten Lesern in jedem Fall zu empfehlen. (Übers.: Miriam Mandelkow)

Marlene Knörr

Marlene Knörr

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Aquarium

Aquarium

David Vann
Suhrkamp (2016)

282 S.
fest geb.

MedienNr.: 818183
ISBN 978-3-518-42536-7
9783518425367
ca. 22,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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Auszeichnung: Roman des Monats