Sam ist weg

Ein Mann, gezeichnet vom Leben, macht sich auf die Suche nach seinem entlaufenen Hund. So könnte der Inhalt von "Sam ist weg" knapp zusammengefasst werden, zwischen den Zeilen versteckt sich aber so viel mehr. Der junge Mathieu musste in seiner Vergangenheit viel ertragen. Aufgewachsen bei einer einengenden, manipulativen Mutter und einem Vater, der sich nicht durchsetzen kann und schließlich krank wird, verlassen von seiner großen Liebe und nach dem wohl schwersten Verlust, den man ertragen kann, landet er auf der Straße. Allein Sam, eine graue Pitbull-Dame, hält ihm die Treue und gibt ihm jetzt noch Halt und Liebe. Als Mathieu eines Tages kurz Essen für sich und seine Hündin besorgen will, verschwindet Sam. Für den jungen Mann steht fest: Er muss sie wiederfinden. Sam ist schließlich sein Leben. Und noch viel wichtiger: Sie hat ihm dabei geholfen, nicht ständig an die Vergangenheit zu denken, nicht verrückt zu werden. Ohne Sam kommt diese wieder zurück, droht ihn einzuholen. - Sophie Bienvenu zeichnet anhand kurzer Sätze und einer rauen, abgehackten Sprache das Porträt eines jungen Mannes, der, würde er tatsächlich existieren, wohl von vielen auf der Straße übersehen werden würde. Aber nicht nur ein einzelner Mann wird hier beschrieben, auch eine Stadt und eine Gesellschaft, Härte, aber auch Milde. Die Kapitel, Erinnerungsfetzen vermischt mit der Gegenwart, unterbrechen sich gegenseitig, haben fast etwas Hektisches, Großstädtisches an sich. "Sam ist weg" ist sicherlich kein Roman für heitere Stunden, Er ist hart und traurig, aber trotz allem entlässt er die Leser/-innen mit einem Funken Hoffnung zurück in die Realität. Aus diesem Grunde ist er auch absolut lesenswert.