Mein einziges Zuhause
Die Ich-Erzählerin ist in den Fünfzigern, als sie sich entschließt, zum ersten Mal im Leben einige Wochen allein in der Fremde zu verbringen, um sich zu erinnern und sich ihrem eigenen Befinden und den Zwängen der Herkunftsfamilie zu stellen. Und
so reist sie von Helsinki nach Paris, spürt ihrem konservativen Elternhaus, den Erkrankungen ihrer verstorbenen Schwester, dem Verhältnis zu ihrem Bruder, den Herausforderungen in ihrer eigenen Familie als Mutter von vier Kindern und ihrer Scheidung nach. Besonders reflektiert sie ihr Verhältnis zum eigenen Körper, welches immer beeinflusst war von der Essstörung ihrer Schwester und dann auch ihrer Tochter. Sie erkennt, dass auch sie selbst auf ihre Weise essgestört ist. Die Rückschau und Neujustierung helfen, Erkenntnisse und Verständnis stellen sich ein und auch Wege der Befreiung. Insbesondere ihre Leidenschaft für den Tanz und die Choreografie bleiben ihre feste Stütze. Ein ermutigendes autofiktionales Frauenbuch, im wunderschönen handschmeichelnden Einband, mit der Aufforderung, sich den Zwängen und Geistern der Vergangenheit zu stellen und „das Wurzelgeflecht“, welches sich über Jahrzehnte entwickelt hat und einengt, zu bearbeiten. Ein Bestseller in Finnland, der sich dem Thema Essstörungen über Generationen hinweg stellt.
Karin Steinfeld-Bartelt
rezensiert für den Borromäusverein.

Mein einziges Zuhause
Hanna Brotherus ; aus dem Finnischen von Elina Kritzokat
Ullstein (2024)
394 Seiten
fest geb.