Mein Name ist nicht Freitag

Er ist ein Paradoxon: Samuel, der schwarze Junge, der lesen und schreiben kann und ein freies Kind ist, auch wenn er in einem Waisenhaus aufwächst. Dann gerät er aber in den Wirren des Bürgerkrieges in die Südstaaten - und plötzlich ist er das, wonach er auf den ersten Blick aussieht, nämlich ein Nigger, der nur einen Lebensinhalt zu haben hat: Sklave zu sein. Samuel, der auf der Baumwollfarm nur Freitag genannt wird, erkennt schnell, dass nur Geheimnisse und Lügen ihn am Leben erhalten können. Und dennoch lässt ihn sein Glaube an Gott, den er im Waisenhaus als gerechten Gott erfahren hat, immer stärker werden und gegen die Ungerechtigkeit der Sklaverei aufbegehren. Wenn auch im Geheimen, so doch revolutionär, unterrichtet er die restlichen Sklaven der Farm in Lesen und Schreiben und gibt ihnen dadurch einen Teil der Würde zurück, die die Weißen ihnen mit Gewalt und vermeintlich Gottes Wort verwehren. - Auch wenn Jon Walter keinen historischen Roman schreiben wollte, dient doch die Einbettung der bewegenden Geschichte des schwarzen Protagonisten in das Bürgerkriegsgeschehen Amerikas als ideale Kulisse. So wird zum einen der massive Unterschied in der Bibelauslegung, derer sich die Weißen und die Schwarzen bedienten, deutlich. So wird die Konfrontation mit den missachteten Menschrechten angesichts des augenfälligen Äußeren auf die Spitze getrieben. So ergibt sich die Grundbotschaft, welche Macht Lesen und Schreiben dem einzelnen Menschen geben kann. Das Buch vereint, auf dem Hintergrund der Sklaverei, die Bedeutung der Menschenrechte, der Glaubenslehre und der Bildung, und wird dadurch ein historischer Roman auch für unsere Zeit. (Übers.: Josefine Haubold)