Der Wunderpapst

Karel Wojtyla, Papst Johannes Paul II., war nicht nur der erste polnische Papst, sondern auch ein Papst, der sich um die im Vatikan herrschende Etikette oftmals herzlich wenig kümmerte. Johannes Paul II., der Mann aus dem einfachen Volk, liebte Gott, aber auch alle Menschen aus ganzem Herzen und hatte schon allein deshalb ein ganz besonderes Charisma. Der ehemals überzeugte Atheist Andreas Englisch, jahrzehntelang als Korrespondent immer in der Nähe des Papstes, erlebte das immer wieder. Er beobachtet das Phänomen "Johannes Paul II." gerade wegen seiner großen Zweifel sehr genau - und lässt sich mehr und mehr von dem Glauben des Mannes überzeugen, der mit seiner Art und seinem tapferen Kampf gegen Krankheit und Verfall vor allem auch die Jugend der Welt ansprach. Fasziniert folgt der Leser dem Autor bei seinen akribischen, kriminalistischen Recherchen zu den Wundern, über die schon zu Lebzeiten des Papstes hinter vorgehaltener Hand gemunkelt wurde. Viele Jahre hat Englisch über seine Nachforschungen und deren Ergebnisse geschwiegen - aus Achtung vor Johannes Paul II., der nichts davon hören oder lesen wollte. Mit dessen Seligsprechung bricht der Autor sein Schweigen und lässt den Leser eintauchen in das vatikanische Beziehungsgeflecht, nimmt ihn mit auf eine packende Spurensuche. Egal wie man zum Papst oder zu Wundererzählungen steht, den eindringlichen Schilderungen kann man sich kaum entziehen, auch wenn letzte Zweifel bleiben mögen. Was daran liegt, dass der Autor kein religiöses Buch geschrieben hat, sondern intime Einblicke ins Leben eines tiefgläubigen Menschen gewährt - und dabei selbst zum Glauben findet. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. In jedem Fall sehr lesenswert.