Paulus in Ephesus
Es gibt unzählige Bücher und Auslegungen zu den Briefen des Paulus, doch kaum ein Werk hat eine Entdeckungsreise in die antike Stadt Ephesus als Ausgangspunkt. Carsten Jochem-Bortfeld, Professor für das Neue Testament am Institut für evangelische Theologie in Hildesheim, wählte bewusst diesen Zugang zu den paulinischen Briefen, denn zum einen lebte Paulus rund drei Jahre in Ephesus und zum anderen werden den Leser/-innen so gesellschaftliche Strukturen und der Zeitkontext, in dem die Briefe entstanden sind, anschaulich gemacht. Soziale Fragen nach Wohnraum oder die antike Definition von Armut bekommen ebenso Raum wie die politischen Umstände im Römischen Reich. Rückgebunden wird die Kontextualisierung an die Architektur und Entwicklung der Stadt Ephesus. Zahlreiche Bilder von Ausgrabungen und Überbleibseln der Stadt illustrieren die geschilderten Erkenntnisse, wenngleich auch in Schwarz-Weiß- Aufnahmen. Dazu scheut der Autor auch nicht davor zurück, den Leser/-innen eine fiktive Erzählung von der Ankunft und dem Leben von Paulus in Ephesus als Rahmenhandlung an die Hand zu geben. Sowohl der generelle Denkansatz des Buches, der sich sehr viel mehr um den Kontext der Paulus-Briefe als um die Theologie der Schriften selbst dreht, als auch die Rahmenhandlung machen deutlich, dass es sich hierbei nicht um ein rein wissenschaftliches Buch handelt. Dennoch sorgt diese sehr plastische Herangehensweise dafür, dass die Leser/-innen ein Gespür für den Entstehungskontext der paulinischen Briefe erhält. Ab mittleren Beständen und für an der Geschichte des Neuen Testaments interessierte Leser/-innen.
Sebastian Heuft
rezensiert für den Borromäusverein.
Paulus in Ephesus
Carsten Jochum-Bortfeld
Gütersloher Verlagshaus (2021)
270 Seiten : Illustrationen, Karten
fest geb.