Wenn der Pfau weint

Die Jesiden sind eine kurdisch-stämmige Volksgruppe mit eigener Religion und ausgeprägt patriarchalischen Strukturen, deren Angehörige nur innerhalb der eigenen Volksgruppe heiraten dürfen. Bis zur Auflösung der Sowjetunion lebten große Gruppen Wenn der Pfau weint in Armenien und Georgien. Auch dort zunehmenden Repressionen ausgesetzt, zogen viele Jesiden in den 80er/90er Jahren nach Europa, viele davon nach NRW und Niedersachsen. 1980 in Tiflis geboren, beschreibt Irina Badavi zunächst ihre Kindheit dort innerhalb der traditionellen Großfamilie. Töchter waren ungeliebt, ihr Schulbesuch nur wegen der dortigen Schulpflicht möglich, Kontakte außerhalb der jesidischen Gemeinschaft verboten. Einer strengen, arbeitsamen und lieblosen Kindheit folgt nach der Übersiedlung nach Deutschland eine vom Vater befohlene Zwangsheirat in eine Sippe mit Aufenthaltsrecht und gesichertem Einkommen - trotz bzw. wegen Gewalttätigkeit, mafiöser Strukturen und Sozialbetrügereien. Mit 16 Jahren brutal vergewaltigt, geprügelt, gedemütigt und zur "mundlosen" Dienstmagd degradiert, durchlebt sie eine jahrelange Leidenszeit, bis sie beginnt, heimlich Deutsch zu lernen, um mit ihren beiden Kindern endlich diesem Gefängnis entrinnen zu können. Der Flucht in ein Frauenhaus folgen Prozesse um Sorgerecht und mehrere Mordversuche, bis sich die junge Frau mit der Unterstützung von Behörden freikämpfen und ein selbstbestimmtes Leben beginnen kann. Ihr Bericht, der auch auf in Deutschland existierende Parallelgesellschaften hinweist, ist erschreckend, informativ, wichtig!

Elisabeth Bachthaler

Elisabeth Bachthaler

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Wenn der Pfau weint

Wenn der Pfau weint

Irina Badavi mit Angela Kandt
Gütersloher Verl.-Haus (2016)

254 S.
fest geb.

MedienNr.: 586459
ISBN 978-3-579-08652-1
9783579086521
ca. 19,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Bi
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