Der Putsch

Was war der Hitlerputsch vom 8./9. November 1923 nun wirklich? Eine "Hanswurstiade", ein "Spuk", ein "Sturm im Wasserglas", wie deutsche und ausländische Zeitungen die Vorgänge in München betitelten? Äußerst detailliert und kenntnisreich erläutert der Historiker Sven Felix Kellerhoff die Hintergründe und Zusammenhänge der sich hochschaukelnden Ereignisse in den Jahren 1922 und 1923, die geprägt waren von antidemokratischen Strömungen, von kommunistischen Unruhen, vor allem jedoch von Umsturzplänen der nationalistischen Rechten, zu deren Sammelbecken sich die NSDAP unter der Führung Hitlers entwickelte. Nach dem Beispiel des von ihm verehrten italienischen Duce Mussolini (Marsch auf Rom im Oktober 1922) wollten Hitler und seine fanatischen Anhänger in einem Handstreich die demokratisch gewählte Berliner Reichsregierung stürzen, die Weimarer Republik zerschlagen und selbst die Macht an sich reißen. Basierend auf von ihm neu ausgewerteten Quellen macht Kellerhoff deutlich, dass bei diesem Umsturzversuch Hitler nicht der alleinige Initiator war, sondern dass gerade in Bayern die sog. Polit-, Wirtschafts- und Gesellschaftsprominenz großteils antidemokratisch, wenn auch nicht radikal nationalistisch eingestellt war. Ausführlich und differenziert analysiert der Autor die Pläne und Vorgehensweise Hitlers, von Kahrs (Regierungspräsident von Oberbayern) und von Seeckts (Chef der Reichswehr), in denen er die Hauptakteure der maßgeblichen Geschehnisse sieht, wenn auch jeder aus einer anderen Perspektive heraus und mit anderer Zielsetzung handelte. Diese Differenzen und die fehlende Unterstützung von Reichswehr und Polizei ließen den Putsch letztendlich scheitern. - Sehr interessantes Thema, verständlich dargelegt!