Boxenstopp

Verkaufen ist harte Arbeit, Kauflust wecken eine Kunst. Deshalb scheut der Sportwagenhersteller Schneyder Motors weder Mühen noch Kosten. Er lässt das Autodrom von Estoril in Portugal zur Präsentationsarena für Händler aus aller Welt werden, engagiert Unterhaltungskünstler und für die Moderation eine bekannte Talkmasterin aus dem Fernsehen. Sie ist mit allen anderen, auch den Organisationsmitarbeitern, in einem Hotel untergebracht. Hektik, emotionale Spannungen und immer der Blick auf die Wünsche der Auftraggeber bestimmen die Wochen dort. Doch das Programm für die Käufer und damit die Aufgabe der Moderatorin beschränkt sich nicht auf den Tag. Es gilt als besondere Ehre in den Club 7 eingeladen zu werden, eine alkoholschwangere Veranstaltung mit willigen Damen. Kaysert, der oberste Manager, hat ein Auge auf die Moderatorin geworfen; als sie ihm die kalte Schulter zeigt, übt er massiven Druck auf sie aus. Bis hin zum beruflichen Aus. Monate später kehrt die Ich-Erzählerin wieder nach Estoril zurück und schildert in Erinnerungsfetzen, was dort geschehen ist. - Die Ähnlichkeit mit den Vorwürfen gegen Versicherungskonzerne vor einiger Zeit ist evident. Der Autorin gelingt es, den Leser in diese aberwitzigen Situationen hineinzuführen, ihn den Geruch von Motoröl, Macht und Ohnmacht riechen zu lassen. Er darf sich fühlen, als wäre er dabei gewesen, einmal - mit einer gewissen Abscheu - die Luft von Big Business geatmet zu haben.