Jüdische Erzählungen und Legenden
Der deutsch-israelische Archivar und Historiker Stefan Litt hat einen Band mit jüdischen Erzählungen und Legenden Stefan Zweigs herausgegeben. Den Anfang macht die kurze Erzählung „Im Schnee“. Im 14. Jh. flieht eine kleine jüdische Gemeinde
im bitterkalten Dezember vor Ausschreitungen. In einer der längeren Geschichten sucht ein christlicher Maler nach einem Model für ein Marienbild. In einer Schenke findet er die Pflegetochter des Wirtes, ein jüdisches Mädchen. Er glaubt, das Kind bekehren zu müssen, und muss erkennen, dass Gott andere Pläne hat. Der längste, über 100 Seiten lange Text, erzählt eine Legende vom Schicksal der Menora, des siebenarmigen Leuchters. - Der Autor Zweig hat sein Judentum nie hervorgehoben. Dennoch handeln etliche seiner Werke von der Wanderschaft des jüdischen Volkes, von Ausgrenzung und Pogromen oder biblischen Themen. Die Geschichten von unterschiedlicher Länge sind aus verschiedenen Schaffensperioden Zweigs ausgewählt und erscheinen zum ersten Mal als thematische Sammlung. In allen Texten ist der verzweifelte Wunsch nach Frieden und Heimat spürbar. Im Nachwort weist der Herausgeber auf die Entstehungsgeschichte der Erzählungen hin. Für Literaturliebhaber/-innen.
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.

Jüdische Erzählungen und Legenden
Stefan Zweig ; herausgegeben von Stefan Litt
Suhrkamp Verlag Jüdischer Verlag (2022)
319 Seiten
fest geb.