Fragmente meines Lebens

Schon der Titel lässt ahnen, dass Zygmunt Bauman hier keine umfassende Autobiografie vorlegt, sondern nur Fragmente, Bruchstücke, die jedoch durch ihre unterschiedlichen zeitlichen, intellektuellen wie familiären Verankerungen tiefe Einblicke in sein Leben, seinen Charakter und seine Gedankenwelt ermöglichen. Bauman (1925-2017), einer der bedeutendsten Soziologen der Gegenwart, in Posen (Polen) in einer jüdischen Familie geboren, floh 1939 (Einmarsch der deutschen Wehrmacht) mit der gesamten Familie in die Sowjetunion, absolvierte dort Schule wie Studium und kehrte nach dem Zweiten Weltkrieg als Polit-Offizier nach Polen zurück. Nach seiner Entlassung wegen der zionistischen Einstellung seines Vaters erhielt er 1954 eine Professur an der Universität Warschau, die er jedoch aufgrund seines Austritts aus der Kommunistischen Partei 1968 verlor, er emigrierte mit der Familie nach Israel. 1971 wurde er an die Universität in Leeds (GB) berufen, wo er bis 1990 lehrte. Während dieser Zeit veröffentlichte er zahlreiche Werke, in denen er sich v.a. mit dem Zusammenhang zwischen der Kultur der Moderne und dem Totalitarismus – insbesondere dem Nationalsozialismus – auseinandersetzte. Dieses von politischen Katastrophen, großen Erfolgen, aber auch von schweren Brüchen gekennzeichnete Leben offenbart sich aus unterschiedlichen Texten – sowohl privat wie auch an die Öffentlichkeit gerichtet: so betrachtet er im kurzen Manuskript "Die Geschichte eines anderen Lebens" ein aus Erinnerungen erzähltes Leben als heilenden, erlösenden Ausgleich, während der Text "Die Polen, die Juden und ich" von seiner Kindheit, Jugend und seiner Familiengeschichte erzählt. Im letzten Teil widmet er sich besonders seinem politischen Engagement, wobei er sich gegen die massiven Vorwürfe gegen seine Polit-Offizier-Tätigkeit wehrt, seine eigene Identität als polnischer Jude hinterfragt und sich mit der Schicksalsgemeinschaft aller Menschen auseinandersetzt. – Für große Bestände empfohlen!