Warum ich Architektin wurde

Sie ist die Erfinderin der modernen Einbauküche und erreichte 103 Lebensjahre, als sie im Januar 2000 verstarb. Sie gehörte zum Widerstand gegen Hitler ebenso wie zur Entwicklung des Neuen Bauens in der Sowjetunion und in Frankfurt. Kaum einer jedoch kennt die erste Frau, die in Österreich den Architekturberuf ausübte und ein Leben hatte, das von den Herausforderungen des 20. Jahrhunderts geprägt war. Die 2004 erstmals erschienenen Erinnerungen liegen nun leicht aktualisiert vor und bezaubern durch die schlichte und dabei so klug und bescheiden lautende Erzählung der seinerzeit bereits beinah Hundertjährigen. Bauen und Architektur in Verbindung sozialer Aufgaben, im Kontext von Lebensgestaltung, Design und politisch-gesellschaftlicher Zielstellung sind in ihrem Werdegang ablesbar. Viele großen Namen der Zeit, insbesondere aus ihrer Heimatstadt Wien, und ihre Vorbilder der modernen Architektur, von ihrem Lehrer Heinrich Tessenow bis Walter Gropius, verbinden sich mit ihrem Lebenslauf. Entscheidend dabei dürfte 1926 die Berufung an das Frankfurter Hochbauamt sein, wo sie unter Ernst May u.a. die Einbauküche entwickelte, und dem sie 1930 als Architektin nach Moskau folgt. In China erstellt sie u.a. Richtlinien für den Kindergartenbau, verlässt mit ihrem Mann 1937 die Sowjetunion und gerät nach Niederlassung in der Türkei und Mitarbeit im antifaschistischen Widerstand in Gefangenschaft des NS-Staats. Nach vier Jahren kommt die Befreiung. Margarete Schütte-Lihotzky und ihr Mann leben ab 1947 bis zu ihrem Tod in Wien. - Ein Buch, vornehmlich für Architektur-Interessierte gedacht, das durch seine gut lesbare Darstellung und den höchst interessanten Werdegang der Architektin auch anderen Lesern sehr empfohlen sei.